Wunsch nach langfristiger Unterstützung im Zuge der Digitalisierung
Geschäftsführer Christian Braun sprach von einer besonderen Zeit, die hinter dem BBW liege. „Während der Corona-Pandemie war es das Wichtigste, mit den jungen Menschen in Kontakt zu bleiben, damit niemand verloren geht.“ Im Zuge des digitalen Lernens sprach er von einem ordentlichen Erfolg, habe das BBW doch bereits vor der Krise für Lernplattformen gesorgt. Die Anschubfinanzierung des Bundes im Rahmen des Digitalpakts sei gut gewesen. „Aber nun hoffen wir in diesem Zusammenhang auf eine langfristige Unterstützung.“ Brugger zeigte Verständnis. Das Thema treibe auch sie um. „Eine gute Ausstattung gehört auch in der beruflichen Bildung dazu“, so ihr Standpunkt.
Brugger setzt auf passgenaue Angebote für Inklusion
Das BBW sei für die Menschen keine Einrichtung auf Lebenszeit, sondern für einen begrenzten Zeitraum. „Gerade mit Blick auf die Inklusion ist dies von Bedeutung“, sagte Agnieszka Brugger. Man müsse da ansetzen, wo die Kompetenz sei, und dann gemeinsam schauen, was sich verbessern lasse. Braun möchte dafür werben, dass man Berufsbildungswerke als Inklusionsschlüssel sieht. „Über frühzeitige Praktika wollen wir auch dafür sorgen, dass der Betrieb versteht, wenn jemand anders tickt“, erläuterte der Geschäftsführer. Bei Brugger lief er damit offene Türen ein, bedeute Inklusion doch für sie, passgenau das richtige Angebot zu finden, um den Menschen ein möglichst selbstständiges Leben zu ermöglichen.
Von der Lernbehinderung bis zum Studienabbrecher
Herbert Lüdtke beschrieb, wie sich das BBW-Klientel in den vergangenen Jahren verändert hat. „Früher waren wir für junge Menschen mit Lernbehinderung da. Heute erstreckt sich das Spektrum von der Lernbehinderung über psychische Erkrankungen und Autismus bis hin zum Studienabbrecher oder Menschen mit Spezialwissen.“ Von rund 300 Auszubildenden seien aktuell 124 Jugendliche und junge Erwachsene aus dem autistischen Spektrum. Innerhalb von 15 Jahren habe sich ihre Zahl verzehnfacht – auch dank besserer Diagnostik. Ein Großteil der Auszubildenden habe auch in diesem Jahr den Abschluss geschafft und zwei Drittel seien in Arbeit vermittelt worden. „Insgesamt sind wir gut belegt, und dafür sind wir sehr dankbar“, sagte Braun mit Blick auf die Agentur für Arbeit, wesentlicher Partner des BBW.
Erheblicher Mehraufwand im Zuge der Corona-Pandemie
Insbesondere interessierte sich Brugger für die Veränderungen im Zuge der Corona-Pandemie. „Wir hatten einen erheblichen Mehraufwand“, berichtete Psychologin Gabriele Schneider vom BBW-Kompetenzzentrum Autismus. Als Hauptaufgabe beschrieb sie die Vermittlung von Softskills und passgenaue Unterstützung, damit ihre Klienten lernen, mit ihren Einschränkungen umzugehen. „Das Erlernen der Theorie war nicht das Problem.“ Vielmehr habe der strukturierte Tagesplan gefehlt und die Organisation des Alltags sei schwer gefallen.
Brugger nimmt Wünsche an die Politik mit nach Berlin
„Mein Wunsch an die Politik ist, für diese Menschen einen Rahmen zu schaffen und die Berufsbildungswerke zu unterstützen“, sagte Schneider. Würden sie doch einen erheblichen Beitrag leisten, um autistische Menschen in Arbeit zu bringen. Mit Blick auf die Arbeitgeber sagte Brugger, dass man erwarten könne, dass sie sich informieren. „Aber man kann nicht unbedingt erwarten, dass sie wissen, wie man mit einem autistischen Menschen umgehen muss.“ Für umso wichtiger hält es die Politikerin deshalb, den Menschen Fähigkeiten für die Bewältigung ihres Alltags mit auf den Weg zu geben.
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