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„Dann fahr halt alleine!“

Mit Mitte zwanzig bekam Johannes Grundmann im Ravensburger Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) die Möglichkeit, doch noch eine Ausbildung abzuschließen. Diese Chance packte er beim Schopf. Inzwischen ist der 26-Jährige auf dem besten Wege zum Schreiner und hat nun im zweiten Lehrjahr – als „Belohnung“, wie er es selbst empfand – sogar ein Praktikum in Norwegen absolviert. Den aufregenden und bereichernden Trip nach Skandinavien machte er ganz alleine.

Das Bild zeigt Azubi Johannes Grundmann im Schreinerzentrum des Berufsbildungswerks Adolf Aich

Zurück aus Norwegen mit einem Lächeln und vielen positiven Erfahrungen: Azubi Johannes Grundmann im Schreinerzentrum des Ravensburger Berufsbildungswerks Adolf Aich.

Vorgezogener Norwegen-Trip
Schon seit Jahren pflegt das BBW eine Partnerschaft mit der bei Oslo ansässigen Firma eines deutschstämmigen Auswanderers, die schon mehrfach Praktikanten aus Ravensburg im Rahmen des EU-Bildungsprogrammes „Erasmus+“ bei sich aufnahm. Im Frühjahr 2019 fährt wieder eine Gruppe BBW-Azubis samt Begleiter dorthin – ein Platz war eigentlich für Johannes Grundmann reserviert. Doch der hat in diesem Zeitraum schon einen anderen wichtigen Termin: Er wird Vater! Auf den Norwegen-Trip, auf den er sich so gefreut hatte,  musste er trotzdem nicht verzichten. „Dann fahr halt alleine“, schlug ihm sein Ausbilder Cornelius Leopold vor. Gesagt, getan. Und so stieg Grundmann  eben schon in diesem Jahr in den Flieger nach Oslo.

 

Digitalisierung am Arbeitsplatz
Das weiß er auch zu schätzen: „Das Praktikum war für mich keine Selbstverständlichkeit.“ Den ganzen Papierkram und die Organisation von Flug, Unterbringung und „Erasmus+“-Finanzierung übernahm das Berufsbildungswerk. „So konnte ich mich voll auf die Arbeit einlassen“, so der Azubi. Und die gefiel ihm sehr. Hilfsbereite Kollegen, nette Chefs und eine „ganz tolle Arbeitsatmosphäre“ erlebte er bei der Schreinerei „Interiørverkstedet“. Was er dort besonders beeindruckend fand? „Die Art und Weise der Arbeitsorganisation.“ Stichwort: Digitalisierung. „Man arbeitet viel mit Tablets und Apps.“ Und auch auf den Straßen Norwegens erlebe man schon die Zukunft: „Überall Elektroautos, überall Ladestationen.“

 

Fasziniert von Land und Leuten
Neben der arbeitsreichen Fünftagewoche in der Schreinerei blieb ihm auch noch Zeit, die faszinierende Landschaft zu erkunden. „Gigantisch“ und „wahnsinnig beeindruckend“, schwärmt er immer noch von Land und Leuten. Die Menschen habe er als hilfsbereit und entspannt kennengelernt: „Man kommt sofort mit ihnen ins Gespräch.“ Norwegen – ein Vorbild in allen Bereichen? Nicht überall. Selbst bei der Feuerwehr aktiv, habe er bei seinem Auslandsaufenthalt festgestellt: Die norwegischen Kollegen seien hierbei schlechter ausgerüstet. Und dann seien da ja auch noch die gesalzenen Preise: „Ich habe noch nie einen so teuren Döner gegessen.“ Ansonsten gebe es aber nur Positives zu berichten.

 

Langer Weg ins BBW
Das gilt auch für seine Ausbildung im BBW. Sein Weg dorthin war allerdings ein holpriger. Der gebürtige Heidelberger erlebte zwar schon einiges, den richtigen Platz im Berufsleben fand er aber lange nicht. „Ich habe schon vieles versucht, bin oft auf die Nase gefallen und immer wieder aufgestanden“, erzählt der 26-Jährige. Mit der angefangenen Lehre klappte es nicht, dann arbeitete er als ungelernter Zimmererhelfer. Ein schwerer Arbeitsunfall wurde zum Wendepunkt. Da war für ihn klar: „Ich brauche jetzt Hilfe, sonst schaffe ich es nicht mehr.“

 

Gute Entwicklung
Und diese Hilfe holte sich Johannes Grundmann bei der Agentur für Arbeit. Die schickte ihn ins Ravensburger BBW, wo er auf Ausbilder Cornelius Leopold traf, der ihm Mut machte: „Wir kriegen das gemeinsam hin!“ Tatsächlich ist das BBW offenbar genau das richtige Umfeld für ihn. Er sei „froh, diesen Schritt gemacht zu haben“, sagt er: „Ich fühle mich wohl hier.“ So schätzt er die Betreuung in einer relativ beschützten Atmosphäre, gleichzeitig aber auch die hohe fachliche Qualität: „Die Ausbildung im BBW ist ja keine Larifari-Ausbildung“, betont er. Vielmehr werde er hier perfekt auf den späteren Job vorbereitet. Aus Sicht seines Ausbilders hat er im BBW und nicht zuletzt auch durch die Auslandserfahrung  „persönlich und fachlich einen großen Entwicklungsschritt gemacht“, so Cornelius Leopold: „Ich bin mir sicher, dass wir aus Johannes einen sehr guten Schreiner machen können.“

 

Dankbar für Ausbildung
Einen guten Eindruck hinterließ er übrigens auch in Oslo. Aber auch wenn die Türen für ihn in Norwegen nun offen stehen und das Land ihn als Urlaubsziel reizt: Dorthin auswandern kommt für Johannes Grundmann nicht in Frage. Da ist zum einen die bevorstehende Familiengründung, zum anderen bekomme er in Deutschland gerade seine Ausbildung finanziert. Deshalb möchte er nach seinem Abschluss auch hier arbeiten und seine Steuern zahlen: „Ich möchte das auch wieder zurückgeben.“

 

 

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