Fachsimpeln und helfen
Eine Momentaufnahme: Vor Matthis Hepp liegt ein altes Handy, dessen Akku kaputt ist. Ein älterer Herr möchte wissen, ob sich die Reparatur noch lohnt oder ob es eine andere Möglichkeit gibt, die Daten zu retten. Der 13-Jährige klappt sein Laptop auf, sucht im Internet nach einem Ersatz-Akku und hält kurz Rücksprache mit einem weiteren Mitglied des Berater-Teams. Die Frage kann Matthis schnell beantworten, und über das Gesicht des Seniors huscht ein dankbares Lächeln. Unterdessen erklärt ein junger Mann am Nachbartisch einem Ratsuchenden geduldig, wie er WhatsApp installieren und Nachrichten damit verschicken kann. Über dieses Fachsimpeln entsteht eine entspannte Atmosphäre des Miteinanders. „Es macht mir einfach Spaß“, sagt Matthis zu seinem Ehrenamt. „Ich kann meine Zeit und mein Wissen sinnvoll nutzen und anderen Menschen helfen.“
Generationen wirken zusammen
Die Digitalberatung ist ein generationenübergreifendes Projekt und findet einmal im Monat statt. Die Idee erläutert der Sozialarbeiter Harald Enderle, der hier die Fäden zusammenhält: „Normalerweise lernen die Jungen von den Alten. In der Digitalberatung ist es oft auch umgekehrt: Die Jüngeren sind die Experten und erklären den Älteren die digitale Welt.“ Ihnen werde so die Teilhabe an den technischen Entwicklungen ermöglicht. Die Berater geben nicht nur Wissen weiter, sondern bekommen auch viel Anerkennung zurück. Zudem mischen sich die Altersgruppen auch in dem 15-köpfigen Berater-Team: Dessen Altersspanne reicht von 13 bis 73 Jahren. Alle entscheiden selbst, wann und wie oft sie Dienst tun.
Ein Mehrwert für die Gesellschaft
Entstanden ist die Digitalberatung vor etwa anderthalb Jahren. Während des Corona-Lockdowns war sie jedoch nicht möglich und wurde zeitweise durch eine Telefon-Hotline ersetzt. Dies war der Punkt, an dem Matthis Hepp einstieg: Er las damals in der Zeitung, dass junge Leute für diesen Dienst gesucht werden - und meldete sich. Er selbst findet es nicht ungewöhnlich, dass er sich mit 13 Jahren regelmäßig ehrenamtlich engagiert. Er macht dies genauso gern wie klettern, Schlagzeug spielen oder Ski fahren. Inzwischen gibt es sogar einen weiteren 13-Jährigen im Berater-Team. Die Jungs gehören zu den insgesamt rund 2 700 Freiwilligen, die in den verschiedenen Einrichtungen der Stiftung Liebenau ehrenamtlich tätig sind. Harald Enderle findet es wichtig, dass sich Menschen engagieren. „Es gibt so viele Fähigkeiten in der Bürgerschaft. Sie zu erkennen und abzurufen, ist ein echter Mehrwert für die Gesellschaft und bringt den Ehrenamtlichen auch persönlich viel Bestätigung“, sagt er.
Schöne Begegnungen
Auch Matthis Hepp hatte im Mehrgenerationenhaus schon viele schöne Erlebnisse. „Die Leute sind immer freundlich“, erzählt er. „Sie sind erleichtert, dass ihnen geholfen wird.“ Gut findet er, dass die Ehrenamtlichen im Team verschiedene fachliche Schwerpunkte haben. So können sie sich untereinander ergänzen, insbesondere bei schwierigen Anliegen. Häufig gehe es aber um Alltagsprobleme mit dem Smartphone oder auch mal um die Frage, wie man eine Festplatte austauscht. In besonderer Erinnerung hat der 13-Jährige eine ältere Frau: Ihr Laptop ging nicht mehr, und es waren Fotos ihres verstorbenen Sohnes darauf gespeichert. Matthis konnte die Daten auf ein anderes Laptop überspielen. „Es freut mich, dass ich ihr helfen konnte“, sagt er.
Info:
Die Digitalberatung findet jeweils am dritten Samstag eines Monats von 11 bis 14 Uhr im Mehrgenerationenhaus in der Weinbergstraße 11 in Ravensburg statt. Am Samstag, 21. November ist dies jedoch wegen des Corona-Teil-Lockdowns nicht möglich. Stattdessen ist an diesem Tag von 11 bis 14 Uhr eine Telefon-Hotline mit der Nummer +49 751 18529856 eingerichtet.
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