Erwartungsvoll blicken die Teilnehmerinnen der Gymnastik- runde auf den Neuzugang. „Guten Morgen, ich hoffe, Sie haben alle gut geschlafen“, begrüßt sie Pepper mit einem Zwinkern seiner großen kugelrunden Augen. Noch haben die betagten Zuhörerinnen sichtlich Mühe, ihn zu verstehen. Betreuungsleiterin Ruth Track springt ein und wiederholt. Im Laufe der Stunde spielt sich die Zusammenarbeit ein. Pepper sagt Übungen an, motiviert und lobt die Teilnehmerinnen. Noch kann der Roboter nicht alle Bewegungen selbst vormachen. Schließlich muss jeder Schritt programmiert werden.
Kooperation von Wissenschaft und Praxis
Diese Aufgabe hat die RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten übernommen – nicht einfach unter Coronabedingungen. Benjamin Staehle, stellvertretender Leiter des Instituts für Künstliche Intelligenz an der RWU ist trotzdem froh über die Möglichkeiten, die das Projekt für die Hochschule bietet: „Kooperationen wie diese ermöglichen unseren Studierenden einen praxisnahen Einstieg in ein hochkomplexes Themenfeld und leisten nebenbei einen Beitrag zum Gemeinwohl in herausfordernden Zeiten.“
Den Sinn der Kooperation bekräftigt auch Dr. Markus Nachbaur, Vorstand Stiftung Liebenau. „Bewusst hatten wir uns zu Beginn des Projekts dafür entschieden, keine vorgefertigten Programme zu erwerben, sondern mit einer neuen Programmierung von Grund auf eng an unseren Praxisbedürfnissen entlang zu arbeiten.“ Dass Pepper angeschafft werden konnte, ist der Spende von 10.000 Euro von der Stiftung der Württembergischen Gemeinde-Versicherung a.G. (WGV-Stiftung) zu verdanken. „Wir freuen uns, dass Pepper nun seine Arbeit aufnehmen kann“, sagt Dr. Klaus Brachmann, Vorstandsvorsitzender der WGV-Gruppe.
Sinnvolle Ergänzung zur individuellen Pflege
Dass Pepper die Arbeit der Pflegekräfte ergänzen kann, sieht die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), die in verschiedenen Digitalisierungsprojekten mit der Stiftung Liebenau zusammenarbeitet. „Technische Assistenzsysteme sollen zur Verbesserung der aktuellen Arbeitsbedingungen beitragen und damit auch die Stress- und Belastungssituation der Pflege- und Betreuungskräfte entlasten“, sagt Ralf Köhnlein, Koordinator für gesundheitspolitische Kooperationen bei der BGW.
Dabei habe in der Arbeit mit Menschen immer das Zwischenmenschliche Vorrang, betonte Dr. Alexander Lahl, Geschäftsführer der Pflegeunternehmen in der Stiftung Liebenau. Technische Assistenzsysteme würden nur unterstützend eingesetzt, um individuelle Selbstständigkeit zu fördern und den Alltag möglicherweise zu erleichtern. Hausleiter Julian Krüger freut sich über die neuen Impulse, die mit Pepper ins Haus kommen. Gern beteiligt er sich an Peppers weiterer „Ausbildung“. Die geht an der Hochschule weiter, wo er neue gymnastische Übungen lernen soll, ebenso Personen direkt anzusprechen. Dann wird er sie zum Beispiel ans regelmäßige Trinken oder – in Corona-Zeiten besonders wichtig – ans Händewaschen erinnern.