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„Wo ist dein Lächeln geblieben?“ – Wie der Mundschutz im Pflegealltag wirkt

GAISSAU/ÖSTERREICH – Auch für erfahrene Pflegekräfte wie Rosaria Helfer, Wohnbereichsleiterin im St. Josefshaus in Gaißau, ist das ständige Tragen einer Maske neu und im Kontakt mit den älteren Menschen unangenehm. „Wie erkläre ich einer Frau mit Demenz, dass sie mein Lächeln nicht mehr sehen darf?“, fragt sie. Ihre Erfahrung mit der Maske hat Rosaria Helfer beschrieben.

Rosaria Helfer mit Maske

„Wie erkläre ich einer Frau mit Demenz, dass sie mein Lächeln nicht mehr sehen darf?“ Rosaria Helfer mit Maske...

Rosaria Helfer ohne Maske

... und mit "wiedergefundenem" Lächeln.

 „Ich kenn dich irgendwo her, deine Stimme kommt mir bekannt vor.“

Frau W. ist ratlos. Am 13. März 2020 galt auch für unsere Langzeiteinrichtung der Lockdown. Auch unsere Bewohner durften aufgrund der notwendigen Sicherheitsmaß- nahmen keine Besuche von Angehörigen mehr erhalten. Wir Pflegekräfte sind verpflichtet, Masken zu tragen, die Angst und Unsicherheit ist allgegenwärtig – bei den uns Anvertrauten, den Angehörigen und dem Personal. Der Sicherheitsleitfaden schreibt vor, den körperlichen, nahen Kontakt zu unseren betagten Bewohnern auf ein Minimum zu reduzieren.

 

„Wer hat dein Lächeln gestohlen?“

Frau W. schaut mich mit großen, traurigen Augen an und versteht nicht, warum sie mein Lächeln nicht mehr erkennt. Das Lächeln, das ihr in ihrer demenziellen Desorientierung bei jeder Pflegehandlung Sicherheit vermittelte. Das Lächeln, das ihr das Gefühl von Geborgenheit schenkte. Sie hat aufgrund ihrer fortgeschrittenen Demenz leider nicht immer die gleich gute Fähigkeit, mich an meiner Stimme zu identifizieren, geschweige denn, dass sie mich beim Namen kennt. Ich denke mir, sie erkennt mich an dem Gefühl, dass ich in ihr auszulösen vermag, ein Gefühl der Geborgenheit, ein Gefühl der Langsam- keit, das ihr eine kleine Chance gibt, Bruchteile zu verstehen. Mit jedem ihrer Blicke scheint sie zu fragen: „Wer hat dein Lächeln gestohlen?“

 

„Ich kenne dich, ich mag dich.“

Es vergehen Wochen. Die angespannte Lage scheint kontrollierbar zu werden; seitens des Sicher- heitsmaßnahmenpakets besteht weiterhin die Anordnung, diese Masken zu tragen. Und dann dieser eine Morgen: Fr. W. wird von mir geduscht. Ihr traurig suchender Blick nach dem „verlorenen Lächeln“. Sie nimmt meine Hand, führt diese zum Gesicht und schnuppert an meinem oft benutzten Parfüm. Es zerreißt mir das Herz, als sie mit Tränen in ihren Augen zu mir sagt: „Ich kenne dich, ich mag dich.“ Ich lege meine Maske mit Tränen in den Augen ab und nehme sie in meine Arme. Sie hält mich fest, so, als hätte sie gefunden, was ihr Wochen lang verloren gegangen schien. Ja, wir haben unser Lächeln wiedergefunden.

 

 

Der Wiener Fotograf Christian Holzknecht fotografierte die Betreuungs- und Pflegekräfte sowie weitere Mitarbeiter des St. Josefshauses in Gaißau mit und ohne Mundschutz. Den Film zur Foto-Session "Das Lächeln der Herzen" finden Sie hier.

 

 

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