Nicht alle Tage hält man ein Buch wie dieses in der Hand. Eines, in dem Menschen mit Behinderungen zu Wort kommen. So unterschiedlich die Persönlichkeiten, die Talente und Erfahrungen der 37 Autorinnen und Autoren auch sind, sie alle verbindet, dass ihr Leben in irgendeiner Weise geprägt ist von dem Etikett „Behinderung“. Das hat manches verhindert und ist schmerzlich bewusst. Dennoch trifft man beim Lesen auf Lebensfreude, Stolz, Zufriedenheit, Begeisterung.
Eine Bühne für Menschen mit Behinderungen
„Mit diesem Buch möchten wir den Menschen in der Stiftung Liebenau eine Bühne geben“, sagt Prälat Michael H. F. Brock, Vorstand der Stiftung Liebenau, der als Mit-Herausgeber mit Ruth Hofmann und Anne Oschwald fungiert. Unter dem Titel „So vieles, was mein Herz bewegt“ sprechen Menschen mit Behinderungen über sich - manchmal zurückhaltend, manchmal schwelgerisch. Mit ihren Erinnerungen, Gedichten, Interviews, Gedankensplittern lassen sie andere an ihrer Welt teilhaben.
Respekt und Offenheit in der Arbeit
Den Impuls für das Buch, das im Patmos-Verlag erschienen ist, gab ein kreatives Schreibseminar und einen anschließende Schreibwerkstatt in der Stiftung Liebenau. Über mehrere Monate fanden Erinnerungen, Kummer, Freuden, Wünsche und Sehnsüchte ihren Weg aufs Papier. Einige haben selbst geschrieben, andere haben ihre Gedanken diktiert. Parallel zu den Werkstatt-Texten entstanden weitere Texte, manche ganz eigenständig daheim, andere bei Gruppenarbeiten, begleitet von engagierten Fachkräften. Geprägt war die Arbeit von großem Respekt füreinander und von vertrauensvoller Offenheit. „Die Schreibwerkstatt war für mich optimal. Da konnte ich schreiben, was ich fühle und denke und was gerade in meinem Kopf herumschwirrt. Schreiben liegt mir am Herzen und macht mir sehr viel Freude“, sagt etwa Johanna Stumpfögger.