Einzigartige Persönlichkeiten
Florian Jaenicke, Freier Fotograf, begleitet das Leben seines schwerstmehrfach behinderten Sohnes mit der Kamera. Immer mit der Frage: Wer bist du? Was der inzwischen 15-Jährige versteht und was er von seiner Umwelt wahrnimmt, bleibt rätselhaft. Aber viele Bilder des Jungen zeigen Momente des Glücks. Physisch ist es für Elena Riedmayer schier unmöglich, mittendrin zu sein. Sie ist Asperger-Autistin. Das Internet aber hat ihr Möglichkeiten eröffnet, digital mit anderen in Kontakt zu treten. Auf YouTube unter Ellabell la Flor erlebt man eine offene, humorvolle junge Frau, die sich persönlichen Themen widmet – auch fernab ihres Handicaps. Verblüffend dabei: Ihre Wünsche und Ansichten sind so alltäglich wie die von anderen 27-Jährigen. Joachim Mosch hört fast nichts und unterhält sich mit Gebärden. Neuerdings auch mithilfe des Tablets. Seine Beeinträchtigung hält ihn auch nicht davon ab, mit Freunden auf Tour zu gehen. In Zeiten, in denen kein Corona-Lockdown ist, ist er dann mit ihnen zum Beispiel in die Ravensburger Räuberhöhle anzutreffen. Dort wird seine Bestellung mit Gebärden längst verstanden, und manch andere Wörter ebenso.
Vielseitige und bunte Themen
Drei Beispiele von vielen. In der „wir mittendrin“ berichten Menschen mit Einschränkungen aus unterschiedlichen Einrichtungen. Menschen mit Handicap schildern ihre guten und schlechten Erlebnisse, aber auch ihre Sehnsüchte. Als Autoren greifen sie in der aktuellen Ausgabe wieder Themen auf, die sie selbst interessieren, sei es der Besuch einer Stadtführung oder die Recherche von historischen Themen wie der ehemaligen Heeres-Munitionsanstalt – kurz Muna – nahe Leutkirch.
Ein Tag wie jeder andere?
In der aktuellen „wir mittendrin“ beschreibt Holger Kiesel, der Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen in Bayern, warum es einen Tag der Menschen mit Behinderungen noch immer braucht. Zwar sei schon viel erreicht auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmung. Aber er gibt auch zu bedenken: „Von Inklusion als fest verankerter gesellschaftlicher Grundhaltung sind wir für ein reiches Industrieland teilweise noch erstaunlich weit entfernt.“ Am liebsten wäre es ihm, es bräuchte den Tag irgendwann nicht mehr, „weil die Belange von Menschen mit Behinderungen an jedem Tag, immer und überall, ganz selbstverständlich mitgedacht und berücksichtigt werden. Dann wäre der 3. Dezember ein Tag wie jeder andere.“ Ein Tag für alle – mit und ohne Behinderungen.