Auf dem Weg zur inklusiven Stadt
Brigitte Fluhr ist in Bad Waldsee die Verantwortliche der Liebenau Teilhabe für das Projekt „Für ein gutes Miteinander – Bad Waldsee auf dem Weg zur inklusiven Stadt“. Sie konnte beim Aufbau des Projektes vom Erfahrungsschatz ihrer Kolleginnen und Kollegen aus anderen Städten und Gemeinden. Es wurde aber auch schnell deutlich, dass Bad Waldsee seine eigene, auf die vorhandenen Bedingungen vor Ort zugeschnittene Konzeption benötigt. Solche Projekte werden auch von Aktion Mensch gefördert.
Engmaschiges Netzwerk hilft
Aufgabe von Brigitte Fluhr ist es unter anderem Kontakte zu sozialen Diensten, anderen Trägern der Behindertenhilfe, Kirchengemeinden, Vereinen und sonstigen ortsansässigen Initiativen herzustellen. Wichtig ist natürlich auch der Rückhalt der Kommune, wie es in Bad Waldsee der Fall ist. Wesentlich für das Gelingen von Inklusion ist ein kommunikatives Netzwerk vor Ort. „Nur in Partnerschaft kann die Einbindung von Menschen mit Behinderungen gelingen“, weiß die Fachfrau. Wer in der Gemeinde lebt, will schließlich hier auch Freizeit verbringen, wenn möglich seiner täglichen Arbeit nachgehen sowie Freunde und Bekannte vor Ort treffen oder neu kennenlernen.
Alle an einem Tisch
Um ein solches Netzwerk zu schaffen, entstand in Bad Waldsee ein Runder Tisch, an dem inzwischen viele örtliche Akteure teilnehmen. Dort werden Ideen in Sachen Inklusion gesammelt und gemeinsam überlegt, wie man diese umsetzen kann. Ein spannendes Beispiel war etwa die Teilnahme an den Aktionen rund um den 5. Mai in diesem Jahr, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Einmal angestoßen, wurde das Projekt von vielen anderen Akteuren angenommen, Ideen sprudelten. Und so wurde gemeinsam eine ganze Aktionswoche ausgerichtet, die mit einer großen, sehr gut besuchten Auftaktveranstaltung mit einem spannenden Angebot aus Musik, Tanz und Informationen startete.
Ins Bewusstsein der Bevölkerung
Die Aufteilung der Akteure in Arbeitsgruppen hilft, die Kapazitäten zu bündeln und diese gezielt für die umfangreiche Organisation und Umsetzung einzusetzen. „Damit auch die Bevölkerung über Aktionen informiert wird, nimmt etwa die Presse- und Medienarbeit eine wichtige Rolle bei solch einem Projekt ein“, erklärt Brigitte Fluhr. Die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit verfasst Pressemitteilungen und sorgt dafür, dass Termine und Aktivitäten in diversen Medien veröffentlicht werden.
Befragung nach den Bedürfnissen
Neben der Netzwerkarbeit geht es für Fachkraft Brigitte Fluhr auch darum, die Zielgruppe von Menschen mit geistigen Behinderungen in den Blick der Bad Waldseer Bevölkerung zu rücken. Um genau diese Menschen zu erreichen wurden sie per Fragebogen nach ihrer Wohn- und Arbeitssituation, ihrer Mobilität und ihren Wünschen und Bedarfen im Hinblick auf die Teilhabe in der Gemeinde anonym befragt. „Anregungen und Kritik waren ausdrücklich erwünscht“, so Fluhr. Die Ergebnisse werden die Basis für das Hauptprojekt sein und im Herbst nach vorheriger Absprache mit dem Runden Tisch dem Gemeinderat präsentiert.
Transparenz und klare Festlegungen
Dokumentation und Transparenz sind bei einem Inklusionsprojekt wichtig. Die Reflexion zur Aktionswoche liest sich positiv. Rückblickend waren alle mit den Veranstaltungen zufrieden. Einzelne Institutionen hätten sich noch mehr Besucher für angebotene Kurse gewünscht. „Aber Inklusion braucht Zeit und passiert nicht von heute auf morgen“, so die Erfahrung der Inklusions-Fachfrau. Mit der Stadtverwaltung wurde inzwischen ein Kooperationsvertrag Inklusion geschlossen, der auch die Stadtbücherei und die VHS einschließt. Eine weitere Kooperation mit den Integrations-Werkstätten Oberschwaben (IWO) in Bad Waldsee wurde vertraglich geregelt. Mit dem Stadtbauamt gibt es einen Erstkontakt zur Abklärung einer möglichen Zusammenarbeit beim Thema Barrierefreiheit und von der Stadt Bad Waldsee läuft eine Bewerbung für ein Förderprogramm für eine barrierefreie Innenstadt.