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Inklusive Medizin – zwischen konventionellen Untersuchungstechniken und detektivischem Herantasten

Meckenbeuren-Liebenau – Matthias Schneider ist Arzt in Weiterbildung in der allgemeinmedizinischen Institutsambulanz der St. Lukas-Klinik. Was seine Arbeit dort so besonders macht und warum er das Gebiet der Inklusiven Medizin als besonders spannend erlebt, berichtet er im Interview.

Matthias Schneider, Arzt in Weiterbildung in der allgemeinmedizinischen Ambulanz der St. Lukas-Klinik, mag an der Inklusiven Medizin die „detektivische“ Herangehensweise.

„Mein Name ist Matthias Schneider. Ich bin Arzt in Weiterbildung in der allgemeinmedizinischen Ambulanz der St. Lukas-Klinik. Hier bin ich für die hausärztliche Betreuung der Bewohnenden der Stiftung Liebenau zuständig. Darüber hinaus gibt es in unserem Haus Ambulanzen für die Bereiche Erwachsenenpsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und ein Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit Behinderung (MZEB), das auch Menschen von außerhalb offen steht. 

 

Wir decken das gesamte allgemeinmedizinische Spektrum ab

Die Abläufe in unserer allgemeinmedizinischen Ambulanz sind ähnlich organisiert wie in einer Hausarztpraxis. Die Krankheitsbilder, die uns begegnen, decken das gesamte allgemeinmedizinische Spektrum ab. Typische Beratungsanlässe in unserer Sprechstunde umfassen Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen, Wundversorgung oder routinemäßige Verlaufskontrollen bei chronischen Vorerkrankungen.

 

Darüber hinaus werden uns viele Patientinnen und Patienten mit akuten Symptomen wie Luftnot, Erbrechen, Fieber, Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Sturzverletzungen oder Verwirrtheit vorgestellt. Einen wesentlichen Unterschied zu den meisten Hausarztpraxen ist, dass die überwiegende Mehrheit unserer Bewohnenden neurologisch und/oder psychiatrisch vorerkrankt ist. Deshalb profitieren wir davon, dass wir Tür an Tür mit unseren ambulant behandelnden psychiatrischen Kolleginnen und Kollegen tätig sind, sodass im Bedarfsfall stets ein schneller und unkomplizierter interdisziplinärer Austausch möglich ist.

 

Besonders spannend: Inklusive Medizin

Ich bin Arzt geworden, weil dieses Berufsfeld für mich eine attraktive Mischung aus fundierter wissenschaftlicher und gleichzeitig sinnstiftender Tätigkeit mit und am Menschen ist. Als besonders spannend erlebe ich das Gebiet der Inklusiven Medizin, vor allem aufgrund der oft erforderlichen „detektivischen“ Herangehensweise: Da viele unserer Patientinnen und Patienten sich selbst nicht umfassend zu ihren Beschwerden äußern können, spielen die Mitarbeitenden der Wohngruppen und Angehörigen eine wichtige Rolle bei der Anamnese.

 

Danach versuche ich mich, mittels konventioneller Untersuchungstechniken der Diagnose zu nähern: mit allen fünf Sinnen, mit Stethoskop und Reflexhammer. Häufig sind diese vermeintlich „altmodischen“ Methoden auch bei komplexen Fragestellungen diagnostisch richtungsweisend. Besonders wichtig ist dies vor dem Hintergrund, dass weiterführende apparativ-technische Diagnostik oft nicht einfach zu realisieren ist, da viele unserer Patientinnen und Patienten hierbei nicht aktiv mitarbeiten können. In der Inklusiven Medizin lernt man also, Patientinnen und Patienten auch unter eingeschränkten Untersuchungsbedingungen geduldig und akribisch klinisch zu untersuchen. 

 

In der St. Lukas-Klinik begegne ich zugewandten, direkt und offen-ehrlich kommunizierenden Menschen, kann mich mit einem sehr breiten Spektrum an Krankheitsbildern beschäftigen, interdisziplinär arbeiten und muss immer wieder kreative Lösungsansätze suchen. Dies ist für mich eine sehr reizvolle Kombination. Mir hat es schon immer viel Freude gemacht, den ganzen Menschen zu sehen, anstatt organ- oder störungsbezogen zu behandeln.“