Auch wenn man beim Thema Hospiz als erstes ans Sterben denke, werde in der letzten Lebensphase intensiv gelebt, gelacht und Leben geteilt, sagte Birgitta Radau vom Ambulanten Hospizdienst Friedrichshafen der Stiftung Liebenau bei ihrer Begrüßung der Gäste. Petra Frey schilderte eingangs ihre Motivation, sich zur Hospizbegleiterin ausbilden zu lassen. Ihre Eltern verstarben früh. Während sich die Familie vom Vater im Krankenhaus nicht verabschieden konnte, und er einsam im Sterben war, konnte ihre Mutter gut umsorgt und begleitet im Hospiz die Welt verlassen. Diese Erfahrungen waren prägend für Petra Frey. Mit den Geschichten, die sie seit rund zehn Jahren bei ihren Begleitungen erlebt und mit einer großen Portion Humor erzählt, will sie auch die Angst vor dem Sterben nehmen.
Genutzte und vertane Chancen
Da ist etwa die zierliche Frau, die verlassen im kargen Zimmer ihre letzte Lebensphase fristet. Der Ehemann hat wenig Sinn für ihre Bedürfnisse, wie etwa schöne Musik. Ihren großen nicht realisierten Traum, Tänzerin zu werden, erweckte sie noch einmal zum Leben, indem sie ihn mit der letzten Kraft Petra Frey anvertraute. Im Gegensatz dazu die lebenslustige Diva. Selbst im Krankenbett immer mit Sonnenbrille geschmückt und von Parfüm umweht, wollte sie auch am Tag ihres Todes im Rampenlicht sein: Sie lud Freunde, Hospizhelferinnen, Pflegerinnen „zum Sterben“ ein. Spätestens ihre letzten bühnenreifen Atemzüge weckten bei den Anwesenden den Verdacht, dass sie auch bei diesem Abgang nichts gegen Applaus gehabt hätte.
Thema Sterben nicht dem Zufall überlassen
Nach Geschichten über eine verbotene Liebe, von einem alten Liebespaar, dem Hoffen auf die Zahnfee sowie von genutzten und vertanen Möglichkeiten, wandte sich Petra Frey direkt an das Publikum. „Haben Sie eine Patientenverfügung?“ Und weiter: „Haben Sie sie auch ausgefüllt?“ Für alles hätten Menschen Versicherungen. Nur das für jeden absolut sichere Ereignis, nämlich Sterben und Tod, überließen viele allzu oft dem Zufall. Die Verantwortung geben sie an Ärzte und Betreuende ab. „Nehmen Sie sich Zeit, alles aufzuschreiben“, riet sie. Dabei geht es durchaus auch um sehr alltägliche Themen wie etwa, ob man lieber in Seiten- oder Rückenlage schlafe, welche Musik man gerne höre. Sie selbst habe zum Beispiel aufgeschrieben, dass sie immer Wert auf warme Füße legt. „Mit warmen Füßen stirbt‘s sich leichter“, meinte sie mit einem Augenzwinkern.
Jeder kann ehrenamtlich unterstützen
Begleitet wurde Petra Frey von Manuel Ehlich an Marimbafon und Hang-Trommel. Seine Rhythmen berührend, einmal ruhig, einmal aufgeregt, Herzschlägen ähnlich. Corinna Sollbach vom Ambulanten Hospizdienst bedankte sich bei den beiden und warb bei den Gästen für die Hospizbegleitung: „Kommt zu uns. Erlebt ein reichhaltiges Ehrenamt. So wie Frau Frey es darstellt.“ Etwa 40 Ehrenamtliche des Ambulanten Hospizdienstes begleiten derzeit schwer kranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige in der letzten Lebensphase zu Hause, in Pflegeheimen, im Krankenhaus und im Hospiz. Für ihre Aufgabe sind sie intensiv geschult worden.
Der nächste Einführungskurs beginnt im Januar 2026. Am 13. November 2025 ab 18.30 Uhr findet dazu ein Infoabend im Franziskuszentrum Friedrichshafen statt, zu dem Interessierte eingeladen sind.
Infos
Mehr über Petra Frey und ihre Bücher wie „Sterbemund“ und „Lizenz zum Händchenhalten“ ist unter www.sterbemund.de zu erfahren.

