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„Alles ist sehr gut in Deutschland – bis auf das Wetter!“

Eine inklusive und interkontinentale Premiere im Berufsbildungswerk (BBW) der Stiftung Liebenau: Erstmals findet dort ein Schüleraustausch mit einem Ausbildungszentrum aus Uganda statt – eine von mehreren neuen Partnereinrichtungen in Afrika. Zum Auftakt des Projektes waren drei ugandische Azubis mit ihrer Schulleiterin und einer Lehrerin zu Gast. Und der Gegenbesuch der deutschen Azubis mit ihren Begleitern steht auch schon vor der Tür.

Besuch in der Ravensburger Diagnostikwerkstatt des Berufsbildungswerkes: Die ugandische Auzubildende Alice Nshemereirwe lässt sich von Dr. Stefan Thelemann, Leiter des Fachdienstes Diagnostik und Entwicklung, verschiedene Testmethoden zur Bestimmung feinmotorischer Fähigkeiten erläutern.

Blick hinter die Kulissen einer Metallwerkstatt: TAVOTI-Lehrerin Mary Moureen Sadiya (im Vordergrund) informiert sich über das System der dualen Ausbildung in Deutschland.

Den Teilnehmenden des Austausches eröffnen sich wertvolle Einblicke in die jeweils fremde Kultur (von links): Auszubildende Sina Lessmann und Ergotherapeutin Luana Geiger aus Ulm sowie die ugandischen Austauschschüler Moses David Tamale Mirundi und Charity Kawambe.

In Ulm begrüßte Oberbürgermeisterin Gunter Czisch (rechts) persönlich die Schüleraustausch-Gruppe. Die Gäste waren von dieser besonderen Wertschätzung sehr beeindruckt.

Erste Eindrücke begeistern

„Es gefällt mir sehr! Alles hier ist sehr gut – bis auf das Wetter“, lacht Moses David Tamale Mirundi. Der 29-jährige Azubi aus Uganda und seine zwei Mitschülerinnen sind begeistert von ihren ersten Eindrücken in Deutschland. Die gute Infrastruktur und die Ordnung im Straßenverkehr seien ihnen zum Beispiel gleich aufgefallen. Und auch die Bedeutung der „German Pünktlichkeit“, die ja jeden Morgen nicht zuletzt für ihre deutschen Austauschschülerinnen und -schüler gilt, haben sie schon mitbekommen.   

 

Einblicke in den Ausbildungsalltag
Spannend für sie auch die Einblicke, wie eine Ausbildung hierzulande funktioniert und wie Jugendliche mit besonderem Förderbedarf im Berufsbildungswerk unterstützt werden – gemäß der Vision „Teilhabe für alle“, so Herbert Lüdtke, Geschäftsführer des Liebenau Berufsbildungswerks bei der Begrüßung der afrikanischen Gäste. Diese haben während ihres anderthalbwöchigen Aufenthaltes ein volles Programm: Ein Besuch in der Diagnostikwerkstatt gehört ebenso dazu wie die aktive Mitarbeit in den verschiedenen Ausbildungsbetrieben – ob am BBW-Hauptsitz in Ravensburg oder am Standort Ulm. Dort ist die fünfköpfige Besuchergruppe aus Uganda auch in der Jugendherberge untergebracht.

 

Über den Tellerrand schauen
Apropos Ulm: „Amazing“ sei die Donaustadt, schwärmen die Afrikaner. „Toll!“ Vor allem das Münster hat alle beeindruckt. Und dass der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch sie persönlich im Rathaus empfangen hat. Die jeweils andere Kultur hautnah erleben, einmal die Perspektive wechseln und somit über den eigenen Tellerrand schauen – das soll den jungen Menschen durch solche Austauschprogramme ermöglicht werden. Umso intensiver ist dieses Erlebnis, wenn es sich dabei um so verschiedene Nationen handelt wie Deutschland und Uganda, welches zu den ärmsten Ländern der Welt zählt.

 

Partnerschulen in Ruanda und Uganda
Dieser ungewöhnliche deutsch-ugandische Schüleraustausch ist Teil der neuen Partnerschaft des Berufsbildungswerks mit verschiedenen Bildungseinrichtungen in Afrika. So bestehen Kooperationen mit einer Schule in Ruanda und eben auch mit dem „Talent Vocational Training Institute“ (TAVOTI) im ugandischen Katikamu. Diese Berufsschule bildet junge Leute zu Fachkräften aus, damit diese sich selbst, ihrer Familie und letztlich auch dem Land wirtschaftlich helfen können – ob als künftige Schneiderin wie Alice Nshemereirwe oder Friseurin wie Mitschülerin Charity Kawambe.


Fluchtursachen durch Bildung bekämpfen

Den Menschen in ihrer Heimat durch gute Bildung neue Perspektiven geben und so Fluchtursachen wirksam bekämpfen – das seien Ziele dieser Zusammenarbeit, erklären BBW-Geschäftsführer Herbert Lüdtke und Roland Groner, Rektor der zum Berufsbildungswerk gehörenden Max-Gutknecht-Schule Ulm. Die beiden hatten sich schon im Vorfeld im Zuge einer Afrikareise ein Bild von der Situation vor Ort gemacht, darüber hinaus greift man auch auf bestehende Netzwerke und persönliche Kontakte von engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung Liebenau zurück.

 

Weltweit Verantwortung übernehmen
„Wir als Berufsbildungswerk sind ein Chancengeber für junge Menschen mit Förderbedarf und übernehmen nun mit unserem Engagement in Afrika auch weltweit Verantwortung“, so Lüdtke. Unter dem Motto „Berufliche Chancen für Afrika“ sammelt man Spenden für die Ausbildung in den afrikanischen Partnereinrichtungen und hilft mit eigenem Know-how. TAVOTI-Leiterin Florence Nassali freut sich über die Unterstützung beim Aufbau ihrer Schule: „Sehr dankbar“ sei sie über die Kooperation mit dem Berufsbildungswerk.

 

Schüleraustausch als weiterer Schritt
„Der Schüleraustausch ist nun ein weiterer Schritt im Aufbau einer langjährigen und tragfähigen Partnerschaft unserer beiden Einrichtungen“, meint Roland Groner. Dafür haben sich die beiden Organisatoren, Ergotherapeutin Luana Geiger und Lehrer Feras Rüdiger, monatelang mächtig ins Zeug gelegt. Sie haben nicht nur das Programm für die Gäste aus Uganda auf die Beine gestellt, sondern sich auch um Fördergelder, Visa & Co. gekümmert. Und sie werden ihre eigenen Azubis dann auch nach Afrika begleiten. Vom Geldbeutel der Eltern hängt die Teilnahme übrigens nicht ab. So werden die Begegnungsreisen vom Schulaustauschprogramm ENSA im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. „Der diesjährige Austausch sieht sich sozusagen als Pilotprojekt“, so Groner. „Zukünftige regelmäßige Austauschreisen sollen dann in etwas größeren Gruppen stattfinden, um so mehreren Schülerinnen und Schülern diese Erfahrungen zu ermöglichen.“

 

Wertvolle Erfahrung für die Azubis
Moses David Tamale Mirundi ist jedenfalls glücklich darüber, diese Auslandserfahrung als einer der ersten seiner Schule machen zu dürfen. Im TAVOTI wird er derzeit zum Landwirt ausgebildet. Ist das sein Traumjob? Ja, der Beruf interessiere ihn sehr, sagt er. Außerdem möchte er mit der Arbeit rund um die Lebensmittelproduktion zur Verbesserung der Situation in seinem Land beitragen. Und was sagen die deutschen Austauschschüler? Die angehende Hauswirtschaftshelferin Natalie Dölker ist schon ziemlich herumgekommen in der Welt. Im europäischen Ausland ist sie gewesen, auch in Indien. Und in den USA hat sie zehn Jahre lang gelebt und dort ihren Schulabschluss gemacht. Nicht zuletzt wegen ihrer guten Englischkenntnisse – neben Swahili die Amtssprache in Uganda – hat Luana Geiger sie angesprochen, ob sie nicht Lust auf den Schüleraustausch habe. Klar hat sie Lust. Afrika – so sagt sie – wollte sie schon immer mal sehen.

 

Gegenbesuch steht an
Und nun ist sie tatsächlich mit dabei, wenn es jetzt im Juni zum Gegenbesuch in Richtung Uganda geht. Die Vorfreude ist groß: „Aber ich bin auch ein bisschen nervös“, gesteht Natalie Dölker. Neben ihr fliegen der Bäckerfachwerker-Azubi Niklas Simmendinger und die angehende Metzgereiverkäuferin Sina Lessmann mit. Die 19-Jährige hat sich für den Austausch gemeldet, um mit der Reise in das ferne Uganda – wie sie sich erhofft – „eine wertvolle Lebenserfahrung zu machen“.

 

Weitere Infos zum Projekt „Berufliche Bildung in Afrika“ und wie Sie helfen können erfahren Sie hier.

 

 

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