Strategischer Neuanfang für die Zukunft
„Hier halte ich es nicht bis zur Rente aus", dachte sich Schweizer 1990 nach fünf Jahren als Jugend- und Heimerzieher im BBW. Die Arbeit mit den Jugendlichen machte ihm zwar große Freude, doch die Belastung war hoch. Seine Lösung: Fachhochschulreife, Studium der Sozialen Arbeit in Weingarten und praktische Erfahrungen in anderen sozialen Einrichtungen. Im Jahr 2000 kam er zurück – und blieb.
Zum Vorstellungsgespräch im Januar 2000 reiste Schweizer direkt aus der Bretagne an, wo er nach dem Tankerunglück als Helfer beim Ölschippen geholfen hatte. Sein Satz am Ende des Gesprächs: „Ich bin so weit hergefahren, jetzt will ich auch den Job haben." Er bekam ihn – und wurde bereits nach fünf Jahren zum Leiter der Bildungsbegleitung ernannt.
Akquise mit Herz und Humor
Heute führt Oliver Schweizer ein Team von 22 Bildungsbegleitern und hat geschätzte 400 bis 500 Führungen im Rahmen der Infonachmittage über das BBW-Gelände gemacht. „Wenn ich in meinem Büro 20 Jugendliche und ihre Eltern berate, kommen 19 davon zu uns ins BBW." Sein Erfolgsgeheimnis: Einfühlungsvermögen, gutes Gespür und Humor.
Schweizers Einsatz geht weit über das Übliche hinaus: Er schickte einer Mutter, die sich die Zugfahrkarte zum Beratungsgespräch nach Ravensburg nicht leisten konnte, kurzerhand das Geld. Oder die Geschichte „Julian“, ein junger Mann mit 12 Schulwechseln, ohne Perspektive. Schweizer erkannte sein Potenzial. „Mein Bauchgefühl hat gesagt: Der ist okay. Der packt das." Heute kommt Julian mit Familie und neuem Auto regelmäßig zum Tag der offenen Tür. Seine Einschätzung: „Ohne das BBW hätte ich es nicht geschafft."
Mit Herzblut für junge Menschen
Als Leiter der Bildungsbegleitung koordiniert Schweizer die Zusammenarbeit zwischen Teilnehmenden, Ausbildern, Lehrkräften, Erziehern, Psychologen und Kostenträgern. Vertrauen, Menschlichkeit und Liebe sind Werte, die seine Arbeit prägen. Geschäftsführer Christian Braun würdigte bei der Ehrung Schweizers Bedeutung für das BBW: „Oliver Schweizer hat das BBW maßgeblich mitgeprägt. Wir schätzen Sie sehr und danken Ihnen für 30 Jahre und unfassbar schöne Zusammenarbeit und ganz viel Herzblut für junge Menschen." Braun lobte besonders den Kooperationsgeist: „Sie sind übergreifend immer bemüht, dass wir ein gutes Miteinander haben.“
Schweizer-Dynastie: 55 Jahre für die Stiftung
Ein besonderer Moment der Ehrung: Oliver Schweizers 88-jähriger Vater Gerhard, selbst 25 Jahre im Dienst der Stiftung Liebenau, war dabei. „Zusammen 55 Jahre Schweizer-Unterstützung", rechnete Christian Braun vor. Die weise Vorhersage des Vaters von damals sei eingetroffen: „Bleib bei der Stiftung, des hebt bis zum Ende." Im Dezember 2026 wird Oliver Schweizer in die Altersteilzeit gehen. Der Abschied wird ihm schwerfallen: „Ich werde heulen, wenn ich hier rausgehe. Aber das würde ich mit 67 auch." Seine Bilanz nach 30 Jahren: „Ich liebe meine Arbeit, weil die Geschäftsführung mir vertraut und die Teilnehmer mich mögen. Die Stiftung Liebenau ist ein super Arbeitgeber."

