Neustart als Hausmeister
Im Olga und Josef Kögel Haus ist Christoph Decker ein Mann der ersten Stunde. Einen Monat, bevor die Stiftung Liebenau dieses Haus der Pflege im Jahr 2019 eröffnete, startete er hier neu durch – zunächst als Hausmeister in Teilzeit. „Ich habe früher viele Baustellen organisiert und kenne jedes Gewerk. Aber ich habe auf dem Bau viel Hetze, Termindruck und wirtschaftlichen Druck erlebt. In diesem Spannungsfeld möchte ich nicht mehr arbeiten“, berichtet er. Stattdessen lieber ein Teilzeitjob als Hausmeister in einem Altenheim? Der einstige Architekt erinnert sich noch gut an das Vorstellungsgespräch und an die Bedenken seines Vorgesetzten, dass er womöglich nicht lange bleiben würde. Doch Christoph Decker blieb – und arbeitet dort immer noch sehr gerne.
Wertschätzung zählt viel
„Seit ich hier bin, arbeite ich jeden Tag mit Spaß und Freude“, erzählt der 60-Jährige. „Das war es, was ich wollte. Ich hatte einen Beruf gesucht, in dem ich mit meinen Fähigkeiten den Bewohnerinnen und Bewohnern ein angenehmes Umfeld schaffen und den Mitarbeitenden ein gutes Arbeiten ermöglichen kann.“ Inzwischen hat Christoph Decker eine Vollzeitstelle und leitet den Bereich Hauswirtschaft und Haustechnik. Er kümmert sich um Dienstpläne, Speiseplanung und Einkauf. Er trägt die Verantwortung dafür, dass in der Küche und im Heizungsraum alles rund läuft. Und er organisiert auch mal interne Kinoabende. „Wenn es in den Zimmern mal etwas zu reparieren gibt, ist der Hausmeister sowieso der Held“, erzählt er schmunzelnd und fügt etwas ernsthafter hinzu: „Es gibt hier so viel Rücklauf an Wertschätzung – das ist unglaublich.“
Einst als Architekt erfolgreich
Heute kann er sich nicht mehr vorstellen, als Architekt zu arbeiten. Dabei war er in diesem Beruf rund 25 Jahre lang erfolgreich gewesen. Nach seinem Studium in Coburg arbeitete er zunächst an der dortigen Hochschule als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl. Dann war er Freier Architekt, später angestellt als Projektentwickler und plante unter anderem große Einkaufszentren. Er war kurz davor, für ein tolles Jobangebot nach Kanada zu gehen. Doch dann erkrankte sein Vater schwer an Krebs. Christoph Decker entschied sich für das, was ihm wirklich wichtig war: Er zog von Oberfranken nach Ulm, ließ den Job in Kanada sausen und begleitete seinen Vater noch ein Dreivierteljahr lang bis ans Lebensende. Beruflich war er weiterhin als Architekt und auch als Immobilienentwickler tätig. Doch ihm wurde immer klarer, dass er sich umorientieren will.
Menschlich berührt
In jener Zeit befasste er sich aufgrund seines privaten Umfelds auch mit dem Thema Alzheimer und Demenz. Ihm wurde bewusst: „In einem solchen Umfeld zu arbeiten, würde mir gefallen“, erzählt er. Als dann die Stiftung Liebenau in Wiblingen das Olga und Josef Kögel Haus baute und Personal suchte, bewarb er sich. „Die Stiftung Liebenau hat mir ihr Vertrauen geschenkt und mir die Möglichkeit gegeben, die Spur zu wechseln“, sagt Christoph Decker. In seinem jetzigen Beruf könne er auch etwas gestalten – nicht nur Wohnräume, sondern auch Arbeitsbedingungen. So engagiert er sich seit 2021 in der Mitarbeitervertretung.
„Das gibt so viel“
Die Entscheidung zum Quereinstieg in eine soziale Einrichtung hat er nie bereut. „Ich bin hier total glücklich – im Beruf, mit den Menschen, mit dem Umfeld. Die Wertschätzung, die man hier erfährt, hat nichts mit dem Gehalt zu tun“, sagt er. „Hier wird man menschlich berührt. Das gibt so viel.“
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