Seitlich streichen für weitere Aufgabenfelder <>

Ein Schlüssel zu Herz und Seele - Musik in der Betreuung von Menschen mit Demenz

Wolfegg - Pflegefachkraft Edvania Keuser setzt im Domizil für Menschen mit Demenz in Neutann auf Musik in ihrer ganzen Bandbreite. Ein Summen kann beruhigen oder trösten, ein Wanderlied erinnert an frühere Zeiten und ein Kinderlied weckt Emotionen. Ein Blick in die Biografie der Bewohnerinnen und Bewohner ist beim Einsatz von Musik ebenso hilfreich wie die Erfahrung und der individuelle Zugang. Im Interview schildert sie ihre Erfahrungen.

Eine Frau lacht in die Kamera und hält Instrumente in der Hand.

Vom leisen Summen über Schlager bis zum Wanderlied: Pflegefachkraft Edvania Keuser setzt im Domizil für Menschen mit Demenz in Neutann auf Musik.

Eine Frau erklärt einer anderen Frau etwas.

Der Zugang zu Musik ist sehr individuell und muss auf die Person abgestimmt sein.

Musik hat sehr viele positive Effekte auf unsere Bewohner. Sie ist ein Schlüssel zu Herz und Seele. Menschen mit Demenz tauchen im Verlauf ihrer Erkrankung in die Realität ihrer Kindheit und Jugend ein oder auch in eine Zeit ihres Lebens, die sie besonders geprägt hat. Musik weckt Erinnerungen und Emotionen, hilft gegen Traurigkeit und kann trösten. Außerdem fördert sie die Kommunikation zwischen den Menschen. Es gibt auch positive physiologische Effekte, denn Musik stimuliert und regt Stoffwechsel, Atmung und Kreislauf an. Am wichtigsten ist aber, dass sich die Menschen wahrgenommen fühlen. Demenziell erkrankte Menschen verlieren ja ihre Persönlichkeit und Musik weckt ein Gefühl von Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Auf diese Weise trägt Musik auch beim Aufbau einer Beziehung zwischen Pflegekraft und Bewohnerin oder Bewohner bei.

 

Wie reagieren die Bewohnerinnen und Bewohner auf Musik?
Manchmal genügt schon ein leises Summen, kombiniert mit einer Handmassage, wenn jemand unruhig ist, oder ein Abendlied, wenn ein Mensch schwer einschläft. Wir setzen Musik aber auch zur Aktivierung ein und um die Menschen in Stimmung zu bringen. Zu manchen Liedern lässt sich gut schunkeln oder einfach mitwippen. Das tut gut und macht Freude.

 

Wie gelingt der Zugang zu demenziell Erkrankten über die Musik?
Zunächst schauen wir in der Biografie des demenziell erkrankten Menschen nach, welchen Zugang er früher zu Musik hatte. Manche unserer Bewohnerinnen und Bewohner haben im Musikverein ein Instrument gespielt, andere im Chor gesungen. Die meisten können sich zwar nicht daran erinnern, was gestern war, aber in der Kindheit gelernte Lieder können sie oft noch auswendig. So sind Musik und Lieder oft auch mit einem Erfolgserlebnis verbunden, und das tut den Menschen gut. Wichtig ist, dass der Zugang über die Musik sehr individuell ist. Dabei spielt unsere Erfahrung eine große Rolle.

 

Wann und wie setzen Sie Musik ein?
Wir setzen Musik und Lieder oft aus dem Gefühl heraus ein. Musik fließt ständig in unseren Alltag ein. Das beginnt schon bei der Pflege, wo sie oft für einen besseren Zugang zu den Bewohnern sorgt. Bei der Palliativversorgung kann Musik in Kombination mit basaler Stimulation, zum Beispiel mit einem Aromaöl, für angenehme Momente sorgen. Vieles ergibt sich aus der Situation heraus und wir improvisieren viel. Wir setzen Klangschalen, Veeh-Harfe, Gitarre, Trommel und Klavier ein. Eine ganz wichtige Rolle spielt Musik auch bei den Gottesdiensten im Haus und natürlich auch bei Kaffeenachmittagen und unseren Festen im Jahreslauf. Musik schwingt bei uns in Neutann eigentlich immer mit.Die Fragen stellte Claudia Wörner.

 

Video
Edvânia Keuser ist Fachkraft im Domizil für Menschen mit Demenz in Neutann bei Wolfegg. Im Video erläutert sie die heilsame Wirkung von Musik auf demenzerkrankte Menschen. Sie gibt einen berührenden Einblick in die Praxis und schildert, wie Musik im Pflegealltag eingesetzt wird – und wie bedeutsam sie für die Betroffenen ist. 

 

 

Bunt, fachlich fundiert und voller Leben: Erfahren Sie in Interviews und Reportagen mehr über unsere spannende Arbeit in unseren Themendossiers >

 


Pressekontakt:
Stiftung Liebenau
Abteilung Kommunikation und Marketing
Siggenweilerstr. 11 
88074 Meckenbeuren 
Telefon +49 7542 10-1181
presse(at)stiftung-liebenau.de