Welcher Fluss zu welcher Stadt?
Vor Klaus Weiß liegen mit Begriffen bestückte Karten. Städte- und Flussnamen stehen darauf. „Was gehört zur Ostsee?“, fragt er. Wie aus der Pistole geschossen und zeitgleich antworten eine Teilnehmerin und ein Teilnehmer: „Stockholm.“ Zur Auswahl stehen unter den vielen Karten auch Donau, Tiber, Seine oder Main sowie Rom, Paris, Budapest, Frankfurt. Wie bei einem Wettstreit stacheln sich die sechs Teilnehmenden bei der Zuordnung an.
Training und Austausch
Es wird geraten, gesungen, schwäbische Ausdrücke werden übersetzt und über manches diskutiert. Klaus Weiß hat noch viele Herausforderungen dabei. Beim Durchblättern der Daten, Lieder und Bilder am großen Bildschirm ist die riesige Menge zu erkennen. Allein von den Bildern mit Doppelbegriffen hat er 800 auf seinem USB-Stick. Und das geht so: Zwei gemalte Dinge befinden sich auf einem Bild. Die müssen zu einem sinnvollen Wort zusammengefügt werden. Aus einem gefüllten Bierkrug und einem Zelt wird Bierzelt. Doch ganz so einfach ist es nicht immer. Der Schirm und das Bild führen schon mal in die Irre. Und erst über den Regenschirm kommt die Gruppe zum Bildschirm. Besonders knifflig wird es, als die Bewohnerinnen und Bewohner die Farbbegriffe vorlesen müssen, auf die Klaus Weiß auf dem Bildschirm zeigt. Die Aufgabe fordert viel Konzentration, denn die Farbe Blau beispielsweise ist in Rot geschrieben.
Pädagogik im Blut
Seit 2014 bietet Klaus Weiß Gedächtnistraining im Adolf-Gröber-Haus an. Erst im September hatte er seinen 400. Einsatz. Er ist Mitglied der Genossenschaft Jung und Alt. Sie steht für Zeit gegen Zeit. Das heißt, für den eigenen Einsatz erhält man die entsprechende Zeit auf dem eigenen Zeitkonto sowie fünf Euro Aufwandsentschädigung pro Einsatz. Klaus Weiß nutzt die gesammelte Zeit zum Beispiel dafür, dass jemand während seiner Reisen die Blumen gießt. Man kann auch Fahrdienste anfragen oder Unterstützung im Haushalt bekommen. Irgendwann übernahm Klaus Weiß das Angebot „Stadt, Land, Fluss“. Doch er wollte es umfassender gestalten, recherchierte in der Bücherei nach Ideen.
Fit und vital durch Offenheit
Der ehemalige Lehrer, Jahrgang 1944, hat sichtlich Spaß, mit den älteren Herrschaften zu arbeiten. Womöglich ist es die pädagogische Ader des früheren Studiendirektors. Bis heute macht er viele Reisen. Seit er in Rente ist auch als Reisebegleiter auf Kreuzfahrtschiffen. Dann ist er für ein regionales Reiseunternehmen tätig und bietet Sprechstunden auf dem jeweiligen Schiff an. „Jeder soll sich wohlfühlen“, sagt er. Immerhin ist man mit mehreren Tausend anderen Menschen auf einem Schiff. Er hilft bei Schwierigkeiten, ist gefordert bei Konflikten, gibt Tipps für Touren in den jeweiligen Städten und wie man einfach und günstig von der Anlegestelle zu gewünschten Orten kommt. Der technologieaffine Mann hatte nie Berührungspunkte mit dem Internet. Heute greift er auch auf Künstliche Intelligenz wie ChatGPT zurück, was ihm „schnell konkrete Ergebnisse liefert“. Früher erkundeten er und seine Frau zusammen mit den Kindern im Wohnwagen die Region rund ums Mittelmeer. Heute per Schiff. Was ihn selbst fit hält, sind die Reisen, aber auch die Organisation und die Planung seiner Aufgaben auf den Schiffen. Und selbstverständlich das Gedächtnistraining.
Ehrenamt
Wer sich auch gerne freiwillig im Adolf-Gröber-Haus engagieren möchte, kann sich direkt melden bei Martin Beha, Telefon 0751 56091-917, martin.beha(at)stiftung-liebenau.de oder über die Website >.