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Mondengel aus dem PC: Autodidakt Frank Mühlsteffen erschafft eine Welt der Avatare

Ravensburg/Meckenbeuren - Man könnte meinen, dass Frank Mühlsteffen zwei Leben lebt. In einem arbeitete er im Scanbereich der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) in Liebenau und lebt seit sechs Jahren in einer Wohngruppe auf dem Gelände des Berufsbildungswerks Adolf Aich (BBW) in Ravensburg. In seinem anderen Leben ist er Schöpfer und Hauptdarsteller einer virtuellen Phantasiewelt, in der er sich zum Beispiel als Engel bewegt. Denn die große Leidenschaft des 21-Jährigen ist es, am PC sogenannte Avatare zu kreieren.

Das Foto zeigt Frank Mühlsteffen am PC.

Am PC kreiert Frank Mühlsteffen Avatare und erlebt mit diesen Kunstwesen Online-Abenteuer.

Mühlsteffens Charakter „Avery mahina” auf dem PC.

Mit seinen weichen Gesichtszügen erinnert Mühlsteffens Charakter „Avery mahina” an die Anime-Ästhetik.

„Als ich das erste Mal eine VTuberin gesehen habe, war ich absolut fasziniert davon, wie es funktionieren kann, dass ein digitaler Charakter Videospiele spielt”, erzählt Frank Mühlsteffen, während hinter ihm die Lehne seines Gaming-Stuhls in wechselnden Farben leuchtet. Vor gut einem Jahr hat Frank Mühlsteffen, der in der Nähe von Füssen aufgewachsen ist, beschlossen, sich selbst als VTuber zu versuchen. Hat Tutorials angeschaut, herumprobiert und sich selbst die nötigen Softwareprogramme beigebracht. Diese laufen jetzt auch auf den beiden großen Bildschirmen in seinem Zimmer.

 

Im Selbststudium zum eigenen Charakter
Auf dem linken Bildschirm, wo die Software zum Erstellen eines Avatars läuft, ist „Avery mahina” zu sehen. So heißt der für Frank Mühlsteffen bislang wichtigste Charakter. Dieser Charakter ist ein Engel, „also ein geschlechtsloses Wesen”, wie Mühlsteffen betont. Die Flügel erklären sich damit von selbst, wobei sie sich je nach Mondphase verändern. Die Körperfarbe blau findet Mühlsteffen selbst „extravagant”. Und der Name? „Avery ist ein Name, den ich irgendwo aufgegriffen habe und der mir einfach gefallen hat, und „mahina” ist hawaiianisch und steht für Mond.”

 

Kamera überträgt Mimik
Auf dem rechten Bildschirm läuft das Programm, mit dem die Figur zum Leben erweckt wird, genauer gesagt: ihr Gesicht. Die Smartphonekamera überträgt Mühlsteffens Mimik an das Programm, das die Figur dann entsprechend bewegt. Irgendwann will er sich die Programme für das „Hand Tracking” oder sogar das „Full Body Tracking” beibringen, vorher steht aber zunächst ein Stimmverzerrer auf seiner To Do-Liste.

 

Eigener YouTube-Kanal
Auf seinem YouTube-Kanal „Avery mahina” hat Frank Mühlsteffen beschrieben, wie seine Hauptfigur vom Himmel stürzte, eine „Seele in Not” vor einem Drachen rettete und seitdem mit ihr unterwegs ist. Wie es weiter geht mit den beiden? „Das ist alles hier drin”, sagt er und tippt sich an den Kopf. Sein Plan ist klar: Er will als VTuber mit seinem Avatar öffentlich werden und damit irgendwann vielleicht sogar „ein bisschen Geld verdienen”. Den Namen der wichtigsten Agentur für VTuber hat er schon recherchiert, er weiß auch, auf welcher Anime-Messe er sie treffen kann.

 

Grenzen sind fließend
Die Community jedenfalls ist riesig. Die Grenze zwischen realer und virtueller Welt ist da oft fließend. Auch bei Frank Mühlsteffen ist dies so. Das Halsband, das Kleid und die Kette zum Beispiel, die er trägt, erinnern ein wenig an seinen Mondengel. „Ich bin schon ein bisschen mit Avery verbunden.” Er trägt diesen Look aber nicht nur daheim. Dass er damit sicher auch zumindest verwunderte Blicke erntet, nehme er nicht wahr, sagt er. Die Online-Realität, glaubt Frank Mühlsteffen, hat ihn „stärker gegen den Hate gemacht”. Sie sei sein „Safe Space” geworden, der ihm auch dabei hilft, sich im „Real Life” zu behaupten. Frank Mühlsteffen arbeitet in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) in Liebenau und lebt seit sechs Jahren in einer Wohngruppe auf dem Gelände des Berufsbildungswerks Adolf Aich (BBW) in Ravensburg.

 

 

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