Fallen sind oft schwer erkennbar
Abo-Fallen, Cybermobbing, Anrufe von Unbekannten: Die Teilnehmenden beim Kurs in den Räumen des KuBiQu in Ravensburg haben alle schon davon gehört oder gar selbst negative Erfahrungen gemacht. Großgeschrieben waren daher die Themen Datenschutz und Privatsphäre. „Wenn jemand weiß, wovor ich Angst habe, kann er das gegen mich verwenden“, reflektierte Martina L. (Name geändert) bezüglich Mobbing im Netz.
Nur Pflichtfelder sind „Pflicht“
Zusammen mit Medienpädagoge Christian Schmidt setzten sich die Teilnehmenden damit auseinander, was sie bei der Anmeldung eines neuen Accounts angeben würden. Die meisten sind dabei zurückhaltend, manche geben aber auch ihre Hobbies und ihre Lieblingssendung preis. Schmidt erinnerte an die Sternchen, die die Pflichtfelder markieren: „Damit ich mich anmelden kann, gebe ich nur meinen Namen und meine E-Mail-Adresse an.“ Das ist ausreichend und alle anderen Daten führten nur dazu, dass gezielt Werbung an die Nutzer verschickt werden kann. Der Name des Haustiers sei im eigenen Profil ebenso wie das eigene Geburtsdatum nicht gut aufgehoben, denn sehr viele Menschen verwenden diese bei ihren Passwörtern. Hacker haben dadurch leichtes Spiel.
Daten, Daten, Daten
Über vermeintliche Gewinnspiele werden Daten abgefragt. Und mit der Payback-Karte werden persönliche Angaben und Adressen erfasst, die zu Werbezwecken an andere Firmen verkauft werden. Schmidt nennt manche Vorgehensweisen Betrugsmaschen. Auch Social-Media-Plattformen wollen viel über uns wissen und nutzen private Daten. Die Accounts – für die Nutzer kostenlos – finanzieren sich schließlich über die Werbeeinnahmen.
Keine Chance für Hacker
Schmidt griff beim Thema Datenschutz die Generierung von Passwörtern auf. Je ausgeklügelter sie sind, desto sicherer. „Geht nicht leichtfertig damit um!“ so sein Rat. Acht bis zwölf Zeichen inklusive Sonderzeichen sollte ein Passwort haben. Bleibt jedoch die Frage: Wie merke ich mir solche langen Passwörter? Aufschreiben oder abspeichern sind keine sicheren Lösungen. Abhilfe kann aber ein Satz schaffen, den man sich gut merken kann. Man nimmt jeweils die Anfangsbuchstaben der Wörter und die Satzzeichen. Schmidt demonstrierte auch anhand eines Programms, wie schnell ein Passwort gehackt werden kann, was die Teilnehmenden in großes Erstaunen versetzte. Ein einfaches Wort mit vier Buchstaben ist in weniger als einer Sekunde gehackt. Claudia Jakob war nach einer Übung überzeugt, ein gutes Passwort zu haben und die Überprüfung gab ihr recht: eine Million Jahre würde es dauern, um es zu knacken.
Konzentrierte Arbeitsatmosphäre
„Es gibt ganz viele nützliche Angebote“, erklärt Medienpädagoge Christian Schmidt beim Kurs im Bildungs-, Begegnungs- und Förderzentrum (BBF) in Bad Waldsee, der vom Projekt Netz-Checker und dem Inklusionsprojekt getragen wird. Dienlich sind etwa Wikipedia oder WhatsApp. Menschen mit Körperbehinderungen finden in der Wheelmap Informationen zur Barrierefreiheit von Restaurants, Bahnhöfen und Co. Wer viel unterwegs ist, für den kann der Toilettenfinder hilfreich sein. „Ich habe die Komoot-Wander-App“, erzählt Franz*. Sie liefert ihm für seine eigenen Wanderungen Routenbeschreibungen und viele Tipps. Wer, wie Anna*, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angereist ist, dem hilft die Bodo-App. Die Fahrplan-App zeigt Verbindungen für die Landkreise Ravensburg und Bodensee sowie für ganz Baden-Württemberg.
Infos für den Alltag
Solchen Apps gemeinsam ist, dass sie den Alltag erleichtern können. Apps bieten unter anderem Musik, Bilder, Spiele, Videos oder Lernprogramme. Wichtig ist aber auch das Wissen über Apps, die unseriös sind und mit denen Betrugsmaschen verfolgt werden. Hier sind nicht selten Hacker am Werk oder Menschen, die Falschmeldungen, Viren, Lügen oder Nacktfotos verbreiten. Fallstricke zu kennen, schützt daher vor Ärger und Enttäuschung. Wie man sich im Internet schützen kann, haben die Teilnehmenden schon gelernt. Man gibt zum Beispiel nie seine Telefonnummer und keine privaten Daten preis, wenn man ein neues Konto anmeldet. „Ich öffne keine Dateien oder E-Mails, wenn ich nicht weiß, von wem sie kommen,“ liest Susi* vom gemeinsam erarbeiten Arbeitsblatt vor.
Weiterführende Informationen
Schmidt zeigte etliche weiterführende Internetseiten. Auf der Seite Internet-ABC findet man Themen wie Suchmaschine, Tablet und Smartphone oder Onlinespiele. Hier können die Teilnehmenden erfolgreich den Surfschein ablegen, der ihnen bestätigt, dass sie bewusst und aufmerksam im Internet unterwegs sind. Mit Tipps und Infos für Eltern und Lehrkräfte, eignet sich die Seite auch, Kinder und Jugendliche auf den Umgang mit dem Smartphone oder Tablet vorzubereiten.
Medienkompetenz ist wichtig
Die Teilnehmenden bei den Netz-Checker-Kursen sind bereits gewissenhaft im Internet unterwegs. Allerdings lassen sich Fallen nicht immer leicht entlarven. Die Kurse haben ihr Bewusstsein für den eigenen Schutz noch mehr geschärft. Daniel Ohmayer, Mitarbeiter der Stiftung Liebenau, verantwortet das Projekt im Landkreis Ravensburg. Als Verantwortlichem für die Weiterentwicklung der Digitalisierung ist ihm die Sicherheit von Menschen mit Behinderungen im Netz ein besonderes Anliegen.
Für viele Teilnehmenden steht das Thema Sicherheit an oberster Stelle, da sie bereits schlechte Erfahrungen, etwa mit Abo-Fallen, gemacht haben. Einhellig stimmen auch alle dem Rat auf dem Arbeitsblatt zu: Abschalten! Freunde, Sport und frische Luft sind auch wichtig!
Aktion Mensch und Kindermedienland Baden-Württemberg fördern die Medienkompetenz finanziell.
* Namen geändert.