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Über 300 Teilnehmende beim Fachtag Autismus

Ravensburg – Rund 200 Gäste vor Ort in Ravensburg, über weitere 100 online zugeschaltet: Die Resonanz auf den 18. Fachtag Autismus des Berufsbildungswerks Adolf Aich (BBW) der Stiftung Liebenau hat gezeigt, wie groß das Wissens- und Beratungsbedürfnis für Menschen mit Autismus, aber auch für ihre Familien und professionellen Unterstützerinnen und Unterstützer ist.

Zwei Personen tragen etwas vor und viele Personen hören zu.

Die beiden am BBW tätigen Psychologen Helen Heyer und Florian Reisacher führten beim Fachtag Autismus als Team durch das Programm und moderierten die Fragen des Publikums vor Ort und online.

„Greifbare Hilfe, damit der Alltag besser gelingt“, versprach Helen Heyer, Abteilungsleiterin des Fachdiensts Diagnostik & Entwicklung am BBW, zu Beginn der Veranstaltung, und dieses Versprechen lösten die vier Referentinnen und Referenten des Tages ein. Den Auftakt machte Dr. Peter Schmidt mit einem ebenso faszinierenden wie unterhaltsamen Einblick in sein Leben mit dem Asperger-Syndrom, das bei ihm erst im Alter von 41 Jahren diagnostiziert wurde. Der Karriere des Diplom-Geophysikers in der IT-Branche tat dies zwar keinen Abbruch, deutlich wurde indes auch, wie sehr es für Menschen im Autismus-Spektrum in Schule, Beruf und Familie auf ein Umfeld ankommt, das sich auf ihr „Anderssein“ einlässt.

 

„Autismus ist keine Krankheit“

Die neurologischen Grundlagen dieser anderen Wahrnehmung erkundete Psychiater Dr. Andreas Riedel (Luzern). „Autismus ist keine Krankheit im klassischen Sinn“, betonte er und nutzte die Computer-Metapher, um zu erläutern, dass die „Bauart“ des autistischen Gehirns für manche Anforderungen besser, für andere wiederum schlechter passe – etwa für die Vielschichtigkeit und Unklarheit, die die sprachliche Kommunikation unter neurotypischen Menschen auszeichne. Sein Rat: „Lieber eine Feedbackschleife zu viel als zu wenig.“

 

Strukturieren und Visualisieren wichtig

Die Notwendigkeit, in der Kommunikation mit autistischen Menschen die entscheidenden Informationen explizit zu machen, unterstrich Autismus-Therapeutin Anita Eichler (Gießen/Bad Nauheim) mit vielen Anekdoten aus ihrer Praxis. Zudem könne „eine gute Strukturierung und Visualisierung“ des Alltags die Lebensqualität von Autisten erhöhen, wie Eichler am Beispiel der TEACCH-Methode ausführte. Sehr detailliert entfaltete zum Abschluss des Tages der Hamburger Rechtsanwalt Timo Prieß die juristischen Grundlagen, was Rechtsansprüche von Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung betrifft. Auch wenn die konkreten Ansprüche auf Leistungen zur sozialen Teilhabe, zur Teilhabe am Arbeitsleben oder Pflegeleistungen „immer vom Einzelfall abhängig“ sind, zeigten sein Vortrag und die gezielten Nachfragen aus dem Publikum doch deutlich, dass sich die Prüfung von Ansprüchen lohnt – zumal es vielerorts kostenfreie, unabhängige Beratungsstellen gibt. Der nächste Fachtag Autismus im BBW ist für 2027 geplant.

 

 

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