Seitlich streichen für weitere Aufgabenfelder <>

Kühlen Kopf bewahren

2900 lautet die Superzahl: Allein so viele Quadratmeter an Fensterflächen werden ab der zweiten Jahreshälfte im Berufsbildungswerk (BBW) ausgetauscht. Verschattungen mit Jalousien und Markisen sollen Innenräume zusätzlich vor Überhitzung schützen. Bei immer höheren Außentemperaturen erhalten die Auszubildenden und die Ausbildenden dann ein angenehmes Klima, das Arbeit und Lernen erleichtert.

 

Von Klimaerwärmung war 1978 noch kaum die Rede. Zu der Zeit wurden die ersten Gebäude des Berufsbildungswerks in der Schwanenstraße in Ravensburg gebaut. Die Gebäude waren modern, auch in sozialer Hinsicht: Ab 1982 bot die Stiftung Liebenau hier jungen Menschen mit Teilhabeschwierigkeiten die Möglichkeit, eine Ausbildung, Berufsvorbereitung, Qualifizierung oder Umschulung zu machen, um fit für den allgemeinen Arbeitsmarkt zu sein und gesellschaftlich teilzuhaben. Derzeit begleitet das BBW rund 1200 Menschen. Im Laufe der Jahre gab es diverse bauliche Erweiterungen und zusätzliche Gebäude entstanden wie etwa das eindrucksvolle Schreinerzentrum.

Fenster, Jalousien, Markisen bringen Schatten

Die klimatischen Bedingungen haben sich mittlerweile stark verändert. Die Überhitzung von Innenräumen ist zu einem großen Thema geworden. Die Gebäude des BBW werden daher „klimatisch ertüchtigt,“ wie Karen Spanninger von der Bauabteilung der Stiftung Liebenau ausführt. Was sich fast harmlos anhört, ist ein außergewöhnliches Vorhaben, das in rund einem Jahr während des laufenden Betriebs realisiert werden soll. Effizient und schnell muss es dann gehen. Neben Fenstern mit der Gesamtfläche von 2900 Quadratmetern werden auch Jalousien, Markisen und Sonnensegel zur Verschattung angebracht. Die Sanierung ist eine Herausforderung für alle Beteiligten: Angefangen beim Architekten und dem Energieplaner, der unter anderem Himmelsrichtung und Sonneneinfall, aber auch verschiedene Glastypen in die Berechnungen einfließen lassen muss. „Dennoch sind Fenster mit entsprechender Sonnenschutzverglasung und entsprechenden Verschattungsmaßnahmen in diesem Zusammenhang eine klare Option, Hitze aus den Räumlichkeiten fernzuhalten“, bekräftigt Projektleiterin Spanninger.

Immenses Projekt

Die Baumaßnahme ist in ihrem Volumen so beträchtlich, dass sie in mehrere Abschnitte unterteilt wird. Denn selbst große Betriebe kommen bei solch einem Umfang in Kombination mit dem durch den Fördergeber vorgegebenen zeitlichen Rahmen an ihre Grenzen. Als Einflussfaktor sind hier unter anderem die aktuell begrenzt verfügbaren Montagetrupps für die Arbeiten vor Ort zu erwähnen. Außerdem will die Stiftung Liebenau auch kleine und mittelständische Firmen in der Region berücksichtigen, die so für einzelne Gebäudeabschnitte mitanbieten können.

Enge Zusammenarbeit mit Nutzer

Um die Bildungsmaßnahmen der Teilnehmenden im laufenden Betrieb zu gewährleisten, wird das BBW als Nutzer im gesamten Bauprozess eng eingebunden. Vor Ort heißt es dann: Alte Fenster raus, neue Fenster rein, Bauteile abdichten. „Circa 85 Prozent der Baumaßnahmen müssen auf Anhieb umgesetzt werden, so dass zeitnah der Schulbetrieb in der entsprechenden Raumeinheit wieder aufgenommen werden kann“, erklärt Spanninger. Lediglich untergeordnete Nacharbeiten dulden etwas Aufschub.

Ministerium fördert Vorhaben

Bleibt noch der nicht unbeträchtliche finanzielle Aufwand. Die geplante Baumaßnahme kostet rund 4,6 Millionen Euro. Die gute Nachricht ist, dass das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) im Rahmen von Konjunkturpaketen die Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen fördert und die zuwendungsfähigen Kosten beim BBW zu 85 Prozent übernimmt. Die Begründung lautet: „Soziale Einrichtungen sind mit ihrem Personal sowie den zu betreuenden Menschen in besonderem Maße von den fortschreitenden Belastungen durch die Auswirkungen klimatischer Veränderungen betroffen. Spätestens ab kommendem Jahr heißt es für die Auszubildenden und ihre Ausbildenden im BBW dann: Ein kühler Kopf lernt noch besser.

Kontakt

Stefan Wucher

Berufsbildungswerk Adolf Aich

gemeinnützige GmbH

Technischer Leiter

Schwanenstraße 92

88214 Ravensburg

Telefon +49 751 3555-6103

stefan.wucher(at)stiftung-liebenau.de

Karen Spanninger

Stiftung Liebenau

Bauabteilung

Projektmanagement

Siggenweilerstraße 11

88074 Meckenbeuren

Telefon +497542 10-1469

Mobil +49 0173 7399037

karen.spanninger(at)stiftung-liebenau.de

Sanierungen: Herausforderung der Zukunft

Bestehende Gebäude klimagerecht sanieren, und das in der Regel im laufenden Betrieb. Neubauten nachhaltig und zukunftsicher planen. Professionelle und zuverlässige Gewerke auswählen, dabei auch kleinere, mittelständische Unternehmen berücksichtigen. Staatliche Förderungen, die eine immer größere Rolle spielen beim energetischen Bauen, im Blick behalten. All diesen Herausforderungen stellen sich die Planer und Architekten der Bauabteilung der Stiftung Liebenau in Zusammenarbeit mit Energieberatern und Förderstellen.

Text: Anne Oschwald
Quelle: Jahresbericht 2021