Ein Highlight folgt dem anderen
Die Reise beginnt für Wolfgang Höchner früh an einem Morgen Anfang Mai. Nachdem die Nachtwache den Senior mit der nötigen Medizin versorgt hatte, ging es mit dem Bus des Malteser Hilfsdienstes zum Flughafen Stuttgart. Angefangen beim Flug, seinem ersten überhaupt, reihte sich ein Highlight ans andere. Auch die Muttergottesprozession, die er bereits am gleichen Abend mit den anderen Pilgern besuchte, hat es ihm angetan. „In Lourdes hat mir die Muttergottes am besten gefallen.“ Seine Fotos lassen erkennen, dass er sich inmitten der vielen Menschen wohlfühlt und aufgehoben ist.
Sehr viele Menschen
„Über 14.000 Menschen waren in der Kirche“, schildert er. Menschen aus allen Herren Ländern: Spanien, Österreich, Polen, zählt er auf. Eine Messe las ein amerikanischer Bischof in Englisch. „Aber sie war trotzdem schön.“ Rollstuhlfahrer, wie er, waren ganz vorne. Zu Hause im Fachzentrum Rosenharz kommt Wolfgang Höchner weitgehend mit dem Rollator zurecht. Für die Wallfahrt wurde nur der Rollstuhl eingepackt. Und das war genau richtig. Wichtig war, dass sich der Rosenharzer Pilger zwischendurch selbst bewegte, um Druckstellen vom Sitzen zu vermeiden. Das eingepackte Kissen tat sein Übriges.
Trotz Erkrankung zum Pilgern
Bis vor kurzem wäre solch eine Reise für Wolfgang Höchner undenkbar gewesen. Einem schweren Sturz bei einem seiner Ausflüge folgte eine Operation. Seither leidet er unter Schluckstörungen, deren Ursache nie eindeutig geklärt werden konnte. Der Senior wird über eine PEG-Sonde ernährt und war lange sehr geschwächt. Mit eisernem Willen hat er sich ins Leben zurückgekämpft, sieht mit seinem Kinnbart heute blendend aus und ist frohen Mutes.
Von der Idee zur Reise
Nachdem die Idee von der Wallfahrt geboren war, musste Wolfgang Höchner sich um die Teilnahme bewerben. Die Pflegedienstleiterin vom Wohnpflegeheim, Martina Frosch, stellte die benötigten persönlichen und medizinischen Unterlagen dafür zusammen. Dann hieß es warten: runde zwei Wochen, die Wolfgang Höchners Geduld auf die Probe stellten. Doch das Warten hat sich gelohnt.
Wille und Unterstützung
Dass der willensstarke Mann die Reise auf sich nehmen konnte, ermöglichten viele. Die Mitarbeiter vom Wohnpflegeheim sorgten nicht nur für die formale Abwicklung, sondern auch dafür, dass er auf der Pilgerreise mit genügend Sondennahrung und Medikamenten ausgestattet war. Auch mussten seine Begleitpersonen von den Maltesern über seine persönliche medizinische Versorgung Bescheid bekommen. Nicht nur der Pilger selbst, sondern auch die Mitarbeiter waren im Vorfeld etwas nervös, ob alles klappt, gibt Martina Frosch zu. Sie ist aber froh, dass der Herzenswunsch ermöglicht werden konnte. Und die Sorgen waren unbegründet: „Die Malteser waren bestens organisiert und fachlich sehr gut ausgestattet“, so die Pflegedienstleiterin.
Alle Bewohner haben einen Pflegegrad
Im Haus St. Johanna leben insgesamt 46 Bewohnerinnen und Bewohner zwischen 27 und 84 Jahren. Bis auf eine Bewohnerin haben alle einen erhöhten Pflegebedarf und benötigen unterschiedlich viel Unterstützung. Wolfgang Höchner ist einer der aktivsten Bewohner, der Bekannten rund um Rosenharz auch regelmäßig selbstständig Besuche abstattet. Die Bewohner werden von Pflegefach- und Pflegehilfskräften versorgt, außerdem sind Betreuungs- und Hauswirtschaftskräfte für sie da. „Morgens sind mindestens 14 Mitarbeitende vor Ort, nachmittags bis zu zehn,“ erklärt Martina Frosch.
Gut versorgt: seelsorgerisch, medizinisch und pflegerisch
Während der vier Übernachtungen in Lourdes teilte er das Zimmer mit fünf anderen Rollstuhlfahrern, die sich durch die diensthabende Nachtwache sicher und aufgehoben fühlten. „Als wir zurückgekommen sind, habe ich geweint,“ sagt er. „Die Nonnen haben mich getröstet.“ Und er ist sich sicher: „Das mache ich nächstes Jahr wieder.“ Er spart bereits, um die rund 500 Euro dafür zusammenzubekommen. Wer Wolfgang Höchner kennt, zweifelt nicht einen Moment daran.
Informationen:
Der Malteserorden macht regelmäßig im Mai eine Internationale Wallfahrt nach Lourdes und bringt so Pilger, Kranke und Menschen mit Behinderungen zusammen.