Seitlich streichen für weitere Aufgabenfelder <>

Berufliche Teilhabe für Geflüchtete

Qualifizierungen, Ausbildungen, Sprachkurse, Wohnplätze und eine Lernwerkstatt: Die Stiftung Liebenau engagiert sich mit einer ganzen Reihe von Angeboten für geflüchtete Menschen. Ziel ist es, berufliche Perspektiven zu schaffen und die Chancen auf Integration in den Arbeitsmarkt zu erhöhen.

Das Bild zeigt geflüchtete Menschen in der Lernwerkstatt

Eine „Lernwerkstatt“ für die berufliche Teilhabe: In Aulendorf werden geflüchtete Menschen von der Stiftung Liebenau bei der Integration in den Arbeitsmarkt gefördert.

„Alles macht mir hier Spaß“, sagt Husam Mudhi in schon recht fließendem Deutsch. 2015 kam der heute 25-jährige Syrer nach Deutschland, seit 2016 lebt er in Aulendorf. Dort ist er einer von aktuell elf Teilnehmern der „Lernwerkstatt“ für geflüchtete Menschen. Frauen und Männer verschiedenen Alters werden hier im Auftrag des Jobcenters Ravensburg neuerdings fit gemacht für den Sprung in den Arbeitsmarkt. Dieses Projekt mit Modellcharakter ist eine Zusammenarbeit von Stadt Aulendorf und dem Berufsbildungswerk (BBW) der Stiftung Liebenau. Finanziert wird die Lernwerkstatt von der Gemeinde und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Ein weiterer Partner, die Caritas, kümmert sich um das Integrationsmanagement.

Aus der Lernwerkstatt in den Job
Die insgesamt sechsmonatige Qualifikation umfasst zwei Phasen: zunächst vier Monate Lernwerkstatt, dann zwei Monate Praktikum in einem Betrieb. In der ersten Phase steht vormittags jeweils Deutschunterricht auf dem Stundenplan, nachmittags geht es an die Werkbank. Dort werden Grundlagen in den Bereichen Farbe, Metall und Holz vermittelt und trainiert: „Sägen, Feilen, Schleifen, Polieren, Montieren und vieles mehr“, berichtet Achim Bernhard, der zusammen mit seiner Kollegin Ulrike Ahlfänger den Kurs leitet. In der Praxis werden so Talente und Fertigkeiten sowie der noch vorhandene Unterstützungsbedarf schnell erkannt. „Wir können herauslesen, wo genau die Leute dann später einmal arbeiten können.“ Damit dieser angepeilte Sprung in den Job funktioniert, bekommen die Flüchtlinge auch Bewerbungstraining und Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.

Weitere Bildungsangebote für Geflüchtete
Neben der Lernwerkstatt gibt es im Berufsbildungswerk der Stiftung Liebenau verschiedenste weitere Angebote für Flüchtlinge. Insgesamt 20 Menschen absolvieren derzeit an den Standorten Ravensburg und Biberach die sechsmonatige Maßnahme „PerjuF“. Das Kürzel steht für „Perspektiven für junge Flüchtlinge“. Und der Name ist Programm: PerjuF – ein von der Agentur für Arbeit finanziertes Angebot von BBW und Arkade-Pauline 13 – soll den Teilnehmenden eine Orientierung im deutschen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem geben und sie an eine Lehre heranführen.

„Gipfelstürmer“ und Co.
Weitere, vom BBW in Kooperation mit dem Jobcenter des Landratsamtes Ravensburg organisierte Qualifizierungsmaßnahmen tragen die Namen „Gipfelstürmer“ oder „Start 2018“. An ihnen nehmen aktuell acht beziehungsweise 14 geflüchtete Menschen teil. Auch ein sogenanntes „Bildungsjahr für erwachsene Flüchtlinge“ (BEF Alpha) unterstützt mit Sprachförderung und berufspraktischer Orientierung die Integration in den Arbeitsmarkt. Daneben besuchen derzeit 15 Teilnehmende einen Sprachkurs, den das BBW im Auftrag des Ravensburger Landratsamtes anbietet. Und vier Geflüchtete lassen sich gerade in der BBW-eigenen Josef-Wilhelm-Schule zu Pflegeassistenten ausbilden.

76 VABO-Schüler
Schon seit Jahren drücken junge Flüchtlinge aus Krisenländern wie Syrien, Afghanistan oder verschiedenen afrikanischen Staaten im Berufsbildungswerk die Schulbank. Im VABO, einem speziellen Berufsvorbereitungsjahr für Menschen ohne Deutschkenntnisse, sollen sie erste Schritte auf dem Weg in das Arbeitsleben machen – und dabei vor allem an den sprachlichen Voraussetzungen arbeiten. Derzeit gibt es noch vier VABO-Klassen in Ravensburg und eine in Ulm mit insgesamt 76 Schülerinnen und Schülern.

Wohnangebote der Jugendhilfe
Hier sind die Zahlen ebenso rückläufig wie in der Betreuung von sogenannten Unbegleiteten minderjährigen Ausländerinnen und Ausländern (UmA) in den Wohngruppen des Ravensburger Berufsbildungswerks. Derzeit sind hier noch 20 Wohnplätze von Geflüchteten belegt. Auch im Bodenseekreis werden junge Flüchtlinge  im Rahmen der Jugendhilfe betreut – dort aber unter der Regie der Liebenau Teilhabe. Darüber hinaus wurde die Stiftung Liebenau im Coaching und in der Vermittlung von Gastfamilien aktiv sowie als Anbieter des praxisorientierten Arbeitstrainings „ProJob!“. Und mehrere Familien aus Syrien und dem Irak fanden in der vorübergehenden Flüchtlingsunterkunft in der Kirche St. Maria in Liebenau bis Ende 2016 ein Zuhause.

Weniger Neuankömmlinge
Warum es weniger Nachfrage nach Wohn- und VABO-Plätzen für junge Geflüchtete gibt, weiß Jonas Kimmig, Projektkoordinator Flüchtlinge im Verbund der Stiftung Liebenau: „Die meisten der in den Jahren 2015 und 2016 auf dem Höhepunkt der Zuwanderung hier angekommenen Jugendlichen sind inzwischen zu alt für die Jugendhilfe-Maßnahmen beziehungsweise schon fit für berufsintegrierende Maßnahmen von Agentur für Arbeit oder Jobcenter.“

„Wichtig, etwas zu machen“
Wie zum Beispiel die Lernwerkstatt. Dort kommen die Teilnehmer nicht nur dem Arbeitsmarkt einen Schritt näher, sondern bekommen auch eine sinnvolle Tagesstruktur. Das sieht auch Husam Mudhi so: „Es ist wichtig für mich, etwas zu machen“, sagt der junge Mann aus Syrien. Neben dem Unterricht in der Lernwerkstatt büffelt er auch in seiner Freizeit fleißig Vokabeln und Grammatik. Das sogenannte B1-Sprachniveau hat er bereits erreicht, nun besucht er einen B2-Kurs. Wo er seine berufliche Zukunft sieht? Automechaniker war mal eine Idee, oder vielleicht auch etwas im Sanitärbereich? „Ich bin mir noch nicht ganz sicher.“ Mehr Erkenntnisse soll er schon bald in seinem Praktikum bekommen.

 

 

Inklusion ist bunt, vielfältig – und niemals langweilig. Wie lebendig Inklusion in der Stiftung Liebenau umgesetzt wird, lesen Sie in unserem Newsletter „Liebenau inklusiv“ > 

 


Pressekontakt:
Stiftung Liebenau
Abteilung Kommunikation und Marketing
Siggenweilerstr. 11 
88074 Meckenbeuren 
Telefon +49 7542 10-1181
presse(at)stiftung-liebenau.de