Ein Zuhause voller Geborgenheit
Wenn Kinder mit Behinderungen nicht mehr in ihrer Herkunftsfamilie leben können, brauchen sie ein neues Zuhause. Eines, das ihnen nicht nur Sicherheit und Versorgung bietet, sondern vor allem Geduld, Nähe und Geborgenheit. Pflegefamilien übernehmen dabei eine entscheidende Rolle.
Schwerer Start ins Leben
Ralf P. hatte keinen leichten Start ins Leben. Bereits im Säuglingsalter kam er in die Obhut des Jugendamts, nachdem seine überforderte Mutter ihn nicht ausreichend versorgen konnte. Eine Hirnblutung führte zu Entwicklungsbeeinträchtigungen. Die ersten Jahre verbrachte er bei einer Pflegefamilie im Bodenseekreis. Zu seiner leiblichen Mutter hat er keinen Kontakt mehr. Seit acht Jahren hat er jedoch bei den Neumanns eine neue Heimat gefunden.
Sprungbrett durch den Familienunterstützenden Dienst
Bettina Neumann engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich beim Familienunterstützenden Dienst (FuD) der Stiftung Liebenau. Eines Tages fragte eine Mitarbeiterin sie, ob sie sich vorstellen könne, einen Jungen in einer schwierigen Situation aufzunehmen. Die Neumanns zögerten nicht lange. Platz war vorhanden – und der Mut auch. Sie sagten sich „Probieren wir es!“.
Familie im Wandel
Als Ralf P. bei Bettina und Konrad Neumann einzog, war es zunächst eine große Umstellung. Anfangs war er sehr anhänglich und stellte unzählige Fragen. „Du Konrad“ oder „Du Bettina“ hörten sie täglich dutzende Male. Heute können sie darüber schmunzeln.
Unterstützung durch Fachberatung
Besonders dankbar ist die Familie für die Begleitung durch den Fachdienst Pflegefamilienberatung. „Die Liebenau Teilhabe kümmert sich um alles, so haben wir Zeit, uns wirklich mit Ralf zu beschäftigen“, erzählt Bettina Neumann. Er habe sich hervorragend entwickelt und bereichere die Familie. Ralf bringe ihnen neue Spiele bei und verfüge über einen außergewöhnlichen Orientierungssinn, so dass man sich auch in fremden Städten stets auf ihn verlassen könne.
Ein Lied voller Dankbarkeit
Schon beim ersten Kennenlerngespräch fragte Ralf P. seine Betreuerin: „Kann das nicht meine neue Mama werden?“ Ein Wunsch, der für ihn Wirklichkeit wurde. Auch ins Gemeindeleben ist er fest integriert: als Stürmer in der Integrationsmannschaft in einem lokalen Fußballclub und als aktives Mitglied in einer Narrenzunft. Seit einem Jahr arbeitet er bei der Müllabfuhr – seinem Traumjob, wie er selbst sagt. Ein besonderes Geschenk machte Ralf seiner Pflegemutter, indem er über eine App das Lied „Dankbar, wie ich bin“ komponierte. Eine Zeile daraus lautet: „Egal was kommt, wir machen weiter!“ Worte, die Bettina Neumann bis heute zu Tränen rühren. „Menschen mit Handicap geben einem so viel zurück! Ich kann es jedem nur empfehlen.“
* Namen von der Redaktion geändert
