Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Wie kann man sich ihre Arbeit in Bulgarien grundsätzlich vorstellen?
Gemeinsam mit lokalen Partnern habe ich eine mobile Familienarbeit aufgebaut, die sich an bulgarische Roma-Gemeinschaften richtet. Wir arbeiten zusammen, tauschen uns aus, lernen voneinander, bauen Vorurteile ab. Dadurch sind die Menschen in der Lage, sich selbst zu helfen, zum Beispiel im verarmten Varnaer Stadtviertel Maksuda.
Vor welche Herausforderungen stellt Sie Ihre Arbeit fachlich?
Sprache und Kultur waren anfangs große Herausforderungen. Inzwischen kann ich auf Bulgarisch, Englisch und Deutsch vermitteln, habe Haltungen, Glaubens- und Wertvorstellungen akzeptieren und schätzen gelernt und kenne mich mit der Geschichte des Landes aus. Eine große Herausforderung ist nach wie vor das Organisieren von Spendengeldern.
Dazu bedarf es guter Netzwerke und kompetente Partner vor Ort…
Absolut. Ich bewundere auch immer wieder aufs Neue unsere bulgarischen Kooperationspartner, die unter gesellschaftlich unsicheren, teils prekären Bedingungen nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Mitbürger Verantwortung übernehmen. Für mich bleibt jedes bewilligte Projekt und jede Spende, und sei sie noch so klein, unvergesslich.
Wie gestaltet sich ihr Leben zwischen diesen beiden Welten?
Die ersten elfeinhalb Jahre meiner Tätigkeit habe ich abwechselnd in Deutschland und Bulgarien gelebt, hatte oft provisorische Stellen, Büros und Wohnungen. Das war nicht leicht, aber so konnte ich Vertrauen zur bulgarischen wie deutschen Seite aufbauen. Unvergesslich für mich sind meine Geburtstage, die ich gemeinsam mit bulgarischen und Roma-Freunden feiere – obwohl diese beiden ethnischen Gruppen nach wie vor sehr gespalten sind.