„Beatküche” lautet der Name des Projekts und so heißt auch der kleine Raum in der auf dem Gelände der Stiftung Liebenau gelegenen Villa Hegenberg. Gekocht wird hier allerdings nichts. Vielmehr hat Patric Schmidt hier dank der Unterstützung durch die Leitung der St. Lukas Klinik ein kleines Tonstudio eingerichtet. Zwei Gitarren an den Wänden, ein Keyboard, zwei Kopfhörer und ein großes Mikrofon – mehr braucht es nicht. Die Musik kommt vom Laptop, der mit entsprechender Software ausgestattet ist. „Das meiste mache ich mit Samples, mit Sounds, die man im Internet kaufen kann. Die nehme ich dann und verändere sie,” berichtet Schmidt, der als DJ Muadeep und als Teil des Duos „Tina Tokio” schon seit vielen Jahren in der Musikbranche unterwegs ist und sich bestens auskennt.
Jeden Dienstag ist Beatküche
Einmal wöchentlich, jeden Dienstag, öffnet Patrick Schmidt seine „Beatküche” und zwei bis drei Bewohner der verschiedenen Wohngruppen kommen über den Tag verteilt zu ihm. Die meisten jungen Menschen im Alter zwischen zwölf und bis über zwanzig Jahren kennt er durch seine Arbeit in den Wohngruppen, kennt dementsprechend auch ihre mitunter nicht sehr schöne Lebensgeschichte, weiß um ihre Traumata. Doch es kommen auch manchmal junge Leute „von extern”, wie er berichtet. „Die Kids haben da schon richtig Lust drauf.” Vor allem aber sind sie stolz, dass sie am Ende ein eigenes Album oder eine EP auf Spotify oder Youtube veröffentlichen können.
Probleme musikalisch verarbeiten
Wenn die Jugendlichen zu Patric Schmidt in die „Beatküche” kommen, nimmt er sich erstmal viel Zeit für jeden Einzelnen. Ganz in Ruhe werden gemeinsam im Gespräch die Themen herausgearbeitet, die den jungen Menschen besonders beschäftigen und vielleicht auch belasten. Keine Hektik, kein Stress und vor allem kein Leistungsdruck. „Was hast du erlebt? Was ist deine Geschichte?” – mit Fragen dieser Art setzen sie sich, therapeutisch begleitet von Patric Schmidt, auseinander. Das kann für den ein oder anderen schon mal zu intensiv, „zu tief” sein und er bricht ab. Doch für die meisten Projektteilnehmenden hat das Vertonen ihrer eigenen Lebensgeschichte eine überaus heilende Wirkung. Gemeinsam mit Patrick Schmidt basteln sie an dem Text, den dieser anschließend in Reimform bringt und mit passenden Beats unterlegt. Zuvor negativ Erlebtes wird in Musik umgewandelt. Dadurch entsteht ein neues Bild, das nicht mehr so negativ behaftet ist. „Einige Bewohner hatten teilweise traumatische Erfahrungen. Durch die Lieder haben sie die Möglichkeit, ihre Geschichte woanders hinzupacken. Sie kriegt einen anderen Stellenwert, wird zu etwas Positivem.”
In einer kleinen Videoreihe auf Instagram gibt Patric Schmidt Einblicke in die konkrete Arbeit in der Beatküche. Hier geht’s zu den Videos: