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„Kia ora“

MECKENBEUREN-LIEBENAU – „Kia ora, greetings from the South Pacific“. Mit diesem Gruß aus Neuseeland begann eine E-Mail, die am 3. Juni dieses Jahres in der Stiftung Liebenau eintraf. Auf den ersten Blick unter Spamverdacht gestellt, begann ein nachwirkender Kontakt zwischen dem neuseeländischen Heimatforscher Brett McKay aus Wellington und Susanne Droste-Gräff von der Abteilung Kommunikation und Marketing der Stiftung Liebenau.

Eveline Harcourt war eine starke Persönlichkeit, die noch heute von den Nachfahren in Neuseeland sehr geschätzt wird.

Eveline Harcourt war eine starke Persönlichkeit, die noch heute von den Nachfahren in Neuseeland sehr geschätzt wird.

Am 26. November in diesem Jahr war der 80. Todestag von Eveline Harcourt. Sie ist auf dem Liebenauer Friedhof begraben.

Am 26. November in diesem Jahr war der 80. Todestag von Eveline Harcourt. Sie ist auf dem Liebenauer Friedhof begraben.

Zivilinternierte in Liebenau

McKay war bei seinen Recherchen auf die aus Wellington stammende Eveline Alice Marion Harcourt gestoßen: Geboren am 9. April 1878, gestorben am 26. November 1941 – in Liebenau. Zu dieser Zeit hatte das Auswärtige Amt wegen zerstörter Berliner Gebäude in Liebenau eine Abteilung eingerichtet. Hier wurde der Gefangenenaustausch mit internierten Zivilisten organisiert. Harcourt war eine der Zivilinternierten, die in Liebenau untergebracht waren.

 

Mutter starb mit 41 Jahren

Doch wie war sie von Neuseeland ausgerechnet nach Liebenau gekommen? Harcourt stammte aus einer gut situierten Familie in Wellington. Sie war das älteste Kind der Familie Harcourt. 17 Jahre lagen zwischen ihr und ihrem jüngsten Bruder. Als die Mutter mit 41 Jahren starb, war ihr kleiner Bruder erst vier Jahre alt. Als älteste Tochter übernahm Harcourt die Mutterrolle und führte den Haushalt. Vor allem aber wurde sie die rechte Hand ihres Vaters, dem Präsidenten des renommierten „Racing Club“ in Wellington. Sie übernahm die Organisation seiner gesellschaftlichen Verpflichtungen und kümmerte sich um die Gäste.

 

In den Wirren des Krieges

Sie muss eine sehr starke Persönlichkeit und vor allem eine gute Rednerin gewesen sein. Ihre Stimme sei kräftig und durchdringend gewesen. Sie liebte die Gesellschaft und lud jedes Jahr zur legendären „Erdbeerparty“ ein. Eveline war außerdem starke Raucherin und benutzte lange Zigarettenhalter. Und sie unternahm viele Reisen nach England. 1939 hielt sie sich wieder einmal in England auf, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Sie verließ England mit dem Schiff in Richtung Neuseeland. Das Schiff aber geriet unter Beschuss und sank. Die Überlebenden wurden vom deutschen Kriegsschiff „Emden“ aufgenommen und zunächst nach Bordeaux gebracht. Harcourt war eine ganze Weile in einem Krankenhaus in den Niederlanden. Es folgten weitere Stationen, bis sie schließlich am 4. September in das Interniertenlager nach Liebenau kam. Die 63-Jährige war gesundheitlich sehr angeschlagen und starb am 26. November 1941 in Liebenau an Nierenversagen.

 

Mehrere Gräber von Zivilinternierten

Über das Rote Kreuz erfuhr McKay, dass es offenbar Gräber von Zivilinternierten in Liebenau gibt, die in einem guten Zustand seien. Und tatsächlich: An der östlichen Friedhofsmauer des Liebenauer Friedhofes steht er, der schlichte Grabstein: Eveline Mary Harcourt *9.4.1878, + 26.11.1941, inmitten von elf weiteren Gräbern von Internierten und Zwangsarbeitern. Inzwischen hatten auch Nachfahren von Eveline Harcourt erfahren, dass sich ihr Grab hier befindet. Auf deren Wunsch legte Susanne Droste-Gräff, stellvertretend für die Stiftung Liebenau, am 80. Todestag von Eveline Harcourt Blumen auf das Grab. „Mit den Recherchen von Brett McKay hat ihr Grab hat nun eine Geschichte bekommen, die uns sehr bewegt hat“ so Droste-Gräff.

 

 

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Pressekontakt:
Stiftung Liebenau
Abteilung Kommunikation und Marketing
Siggenweilerstr. 11 
88074 Meckenbeuren 
Telefon +49 7542 10-1181
presse(at)stiftung-liebenau.de