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Ohne geht es nicht – aber es geht anders

Rituale und Gewohnheiten geben dem Leben Struktur, den Menschen Halt und Sicherheit. Was aber, wenn Rituale plötzlich fehlen? Wenn sie unterbunden werden oder gar verboten sind, wie gerade jetzt, um Infektionen mit dem neuen Virus Covid-19 einzudämmen?

Das Bild zeigt eine Gitarre im Gras

Rituale in Zeiten von Corona

Etwa die Begrüßung per Handschlag oder eine Umarmung unter Freunden. Oder auch die Rituale der Kirche: Alles sinnlich Erlebbare fehlt dort jetzt gänzlich. Zwar gibt es vielerorts digitale Gottesdienste oder Andachten, aber kein Betreten eines sakralen Raumes, kein Weihwasser, kein Weihrauchduft, keine Eucharistie ... Und wer in diesen Tagen heiratet oder trauert, muss dies im sehr kleinen Kreis tun und auf einen „Sicherheitsabstand“ achten.

 

Was bleibt jetzt, wenn viele persönliche Gewohnheiten an andere Menschen gebunden sind? Menschen sind zwar „Gewohnheitstiere“, aber sie sind doch auch flexibel und suchen sich neue Wege für ihre Rituale – oder sie finden gar neue.

 

Eine Mitarbeiterin ersetzt ihr Fitnessstudio durch ein online-Angebot, um ihre tägliche Bewegungseinheit zu erhalten. Immer morgens, da sei sie am besten drauf und noch motiviert. Eine andere geht jetzt täglich für andere Menschen einkaufen: Sie sammelt die Wünsche und macht dann einen Plan, was sie wo kauft und wann, sozusagen ein Mini-Projektmanagement. Das läge ihr. Eine weitere Mitarbeiterin entdeckt jetzt die Stille für sich, meditiert, immer zur gleichen Uhrzeit. Mal zähle sie ihre Atemzüge, immer bis zehn, mal brau che sie aber auch eine Stimme, die sie anleite. Ein Mitarbeiter, der in einer Fernbeziehung lebt, sieht seine Frau jeden Morgen beim Frühstück – auf dem Bildschirm. Daran habe auch Corona jetzt nichts geändert. Er sei halt doch ein Gewohnheitstier … Und ein Mitarbeiter hat seine Gitarre wiederentdeckt. Er verschwindet damit nun regelmäßig auf eine einsame Wiese. Da könne er ungestört üben und würde seine Familie, in der alle gerade zuhause seien, nicht stören. Eine Schülerin radelt jeden Morgen zu ihrer geschlossenen Schule, weil sie fit bleiben möchte, sagt sie ... Eine Mitarbeiterin hat sich mit der Hündin ihres Nachbarn angefreundet, und nun machen sie ihren Spaziergang gemeinsam: sechs Beine über Obstwiesen und Wege, das Frühlingssummen der Bienen begleitet sie.

 

Was davon bleiben wird, wenn die Pandemie abgeebbt sein wird, weiß keiner von ihnen. Sie stellen lediglich fest, dass ihnen ihr neues Ritual, ihre neue Gewohnheit guttut. Und was guttut, geben Menschen bekanntlich nicht mehr so gern her.

 

 

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