Gute Arbeit
Leuchtenmontage erhellt die Tage
Michael Freudenberg hatte schon viele verschiedene Aufgaben: Waldarbeit, Gärtnerei-Tätigkeiten, Konfektionierung. „Mir gefällt es besonders mit den Leuchten“, sagt er zu seiner jetzigen Tätigkeit in der Teilhabe Werkstatt der Stiftung Liebenau. Michael Freudenberg montiert Leuchten für die Firma LTS in Tettnang. „Dafür braucht es viel Feingefühl,“ sagt der 52-Jährige. Die Arbeit sei aber auch sehr abwechslungsreich: Er steckt LED-Halterungen zusammen, schließt Kabel an oder verschraubt kleine Leuchten.
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Erfolg, Spaß – und Geld verdienen
Verantwortungsvoll ist auch die Endprüfung, die er immer gemeinsam mit einem Kollegen durchführt. Die feinen Arbeiten macht er besonders gern. Sie seien aber auch anstrengend und erforderten viel Konzentration. Zur Unterbrechung bleiben genügend andere Tätigkeiten: zum Beispiel Leuchten für den Versand verpacken oder Montageteile aus dem Lager holen. Manchmal meint er, Leuchten in der Bank oder im Supermarkt wiederzuerkennen. Möglicherweise ging die ein oder andere sogar durch seine Hände. An seiner Arbeit, die er seit etwa sechs Jahren macht, gefällt ihm: „Dass ich Erfolg habe, mich konzentriere, Spaß habe und Geld verdienen kann.“
Wenn die LTS-Arbeitsgruppe in der Teilhabe Werkstatt vollzählig ist, arbeiten hier bis zu 30 Personen. Eine Besichtigung des Produktionsstandorts in Tettnang-Bürgermoos, an dem über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind, gab ihnen einen interessanten Einblick. Wenn Michael Freudenberg davon erzählt, klingt eine Portion Stolz mit. Dort kennt er einige Mitarbeiter und er fühlt sich dem Unternehmen zugehörig.
Nicht nur bei der Montage ist Michael Freudenberg ein zuverlässiger Mann. Gewissenhaft versorgt er zusammen mit anderen auch die Tiere im Gehege in Liebenau. Geht es einer Ziege und einem Hasen nicht gut, bedrückt ihn das. Trost und Abstand geben ihm dann das tägliche Radeln – sommers wie winters – von seinem Wohnort Meckenbeuren nach Liebenau. Fit hält er sich auch mit Boxen.
25 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit
„Mehr als 1,5 Millionen Leuchten für Shops, Apotheken und Büroräume haben die Beschäftigten der Teilhabe Werkstatt der Stiftung Liebenau in den vergangenen 25 Jahren hergestellt“, so Michael Cappello, Geschäftsführer der LTS Licht & Leuchten GmbH in Tettnang. LTS unterstützt mit dieser Zusammenarbeit die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben und die Integration in eine normale Arbeitsstruktur.
In der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) in Liebenau erfolgen alle Arbeitsschritte in Handarbeit – von der ersten bis zur letzten Schraube hin zu einem kompletten LTS-Produkt. In enger Kooperation zwischen WfbM-Verantwortlichen und LTS wird die Montagefolge sowie die Qualitätsüberwachung geplant. Auf die Anforderungen der Beschäftigten individuell abgestimmten bebilderten Anleitungen helfen bei der Arbeit. „Strahlende und stolze Gesichter bestärken uns in dem was wir tun. Diese Begeisterung kommt uns bei unseren regelmäßigen Besuchen in der Werkstatt immer entgegen“, so Christoph Müller, Produktionsleiter bei LTS und Verantwortlicher für die externen Werkstätten.
LTS ist es neben der sozialen Verantwortung seit jeher ein großes Anliegen, die gesamte Montage und Produktion in der Region zu belassen. Die Werkstatt in Liebenau befindet sich weniger als zehn Kilometer vom Unternehmensstandort in Tettnang entfernt. Dies garantiert eine schnelle An- und Ablieferung der bestellten Leuchten und verringert die CO2-Bilanz des Unternehmens.
Die Zusammenarbeit hat sich für beide Seiten längst bewährt. Mit einem klaren „Ja“ zu Made in Germany steht der Leuchtenhersteller nicht nur zu seiner Heimat am Bodensee, sondern auch zu seinen Kooperationspartnern. LTS arbeitet heute mit 18 Behindertenwerkstätten in der Region zusammen.
Interview: Von der Bastelstube zum Jobcoach
Vor 50 Jahren eröffnete in Liebenau die erste Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Ein revolutionärer Schritt, denn sie bot den Beschäftigten erstmals Teilhabe an wirtschaftlicher Produktivität und an einem geregelten Arbeitsleben. Heute arbeiten 565 Beschäftigte an 12 Standorten, 71 junge Leute besuchen den Berufsbildungsbereich, 356 Menschen spezielle Förder- und Betreuungsbereiche. Im Interview erläutert Jörg Munk, Geschäftsführer der Liebenau Teilhabe, die Hintergründe.
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Im Jahr 1968 wurde die erste Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) in der Stiftung Liebenau in Betrieb genommen. Wie kam es dazu?
Nach meinem Wissensstand gab es gerade in kirchlichen Einrichtungen bereits im auslaufenden 19. Jahrhundert Vorläufer der WfbM. Es ging um sinnerfülltes Tätig-Sein und um die Mitarbeit zum Erhalt und Aufbau von Selbstversorgungsstrukturen. In den sogenannten Regie- und Versorgungsbetrieben (Küche, Wäscherei, Landwirtschaft, Gartenbau und so weiter) wurden viele Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Die „Zöglinge“ waren mit ihrem Arbeitseinsatz ein wichtiger Part für die Eigenversorgung der Institution.
Was führte dann zur Veränderung?
Durch gesellschaftspolitische Entwicklungen und durch neue Erkenntnisse der Medizin, der Psychologie und der Pädagogik entwickelte sich ein anderer, ein neuer Blick auf die Menschen mit Behinderungen. Normalisierung und Förderung wurden zu fachlichen Leitbegriffen der 60er und 70er Jahre.
Arbeit wurde nun zunehmend als pädagogisch-entwicklungsorientiert verstanden. In den frühen 70er Jahren entwickelten sich die früheren Beschäftigungs- und Bastelstuben zu Einrichtungen für Rehabilitation und Arbeit. Im Vordergrund standen die Bildung ebenso wie die Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit und der Leistungsfähigkeit. Professionelle Arbeitsabläufe, vielfältige Arbeitsmöglichkeiten, Auftragsakquise, Produktionssteuerung und Qualitätsstandards hielten mehr und mehr Einzug. Bis zum Ende der 80er Jahre gab es in Deutschland ein fast flächendeckendes Netz von Werkstätten für Menschen mit Behinderungen.
So wurden auch neue Berufsausbildungen nötig, um die Menschen mit Behinderungen zu begleiten?
Richtig. Im Jahr 1971 schlossen sich beispielsweise die Stiftung Liebenau, der Caritasverband für die Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Kongregation der Franziskanerinnen von Sießen und die Franziskanerinnen von Reute e.V. (heute St. Elisabeth-Stiftung Reute) zu einer gemeinnützigen GmbH zusammen und gründeten das Institut für soziale Berufe in Ravensburg. Dadurch entstanden neue Berufsbilder, beispielweise das des Heilerziehungspflegers.
Auch der Gesetzgeber reagierte auf die gesellschaftspolitische Entwicklung und den veränderten Blick auf Menschen mit Einschränkungen mit dem Bundessozialhilfegesetz (1961) und dem Schwerbehindertengesetz (1974) und schuf so die formalen Rahmenbedingungen für die ersten beschützenden Werkstätten, damals Werkstätten für Behinderte (WfB) genannt.
Was bedeutet Arbeit für Menschen mit Handicap?
Arbeit zu haben, sich einbringen zu können mit seinen Fähigkeiten, mit seiner Hände Arbeit: Das ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und ein zentrales Element, um Teil dieser Gesellschaft zu sein. Wer arbeitet und seinen eigenen Lebensunterhalt verdient, erreicht ein höheres Maß an Selbstbestimmung. Deshalb hat die Teilhabe am Arbeitsleben einen hohen Stellenwert für die Lebensqualität. Auch Menschen mit Behinderungen wollen etwas leisten, wollen sich als Teil dieser Gesellschaft erleben.
Wichtige Voraussetzung ist die entsprechende schulische und berufliche Bildung. Das Thema lebenslanges Lernen spielt bei Menschen mit Behinderung, die in geschützten Arbeitsformen arbeiten, wie bei allen anderen Arbeitnehmern eine große Rolle. So hat beispielsweise der aktive Umgang mit der digitalen Welt selbstverständlich auch in die WfbM Einzug gehalten.
Darüber hinaus ist die WfbM bis zum heutigen Tag ein wichtiger Ort, wo soziale Bezüge entstehen, wo man andere Menschen trifft, wo Freundschaften entstehen können.
Welche Perspektiven entstanden durch die UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 und das neue Bundesteilhabegesetz (BTHG)?
Im Artikel 27 der UN Behindertenrechtskonvention wurde das Recht auf Arbeit für Menschen mit Behinderungen verankert. Nicht zuletzt dadurch wurden die Forderungen nach einer sozialgesetzgeberischen Neugestaltung der Teilhabeperspektiven behinderter Menschen am Arbeitsleben immer lauter. So sahen die ersten Entwürfe des Bundesteilhabegesetzes eine Abschaffung der Werkstätten für behinderte Menschen vor. Die Kritik, die dahinter steht: Der flächendeckende Ausbau von Werkstätten für behinderte Menschen habe zu einem geschlossenen institutionellen System geführt, welches in sich wenig durchlässig zum ersten Arbeitsmarkt sei und damit den grundlegenden rehabilitativen Gedanken vernachlässige.
Gerade mit Blick auf die Bedarfslagen von Menschen mit einer geistigen und/oder mehrfachen Behinderung wurde aber auch die Notwendigkeit zum Erhalt und zur Fortentwicklung der WfbM gesehen.
Welche Veränderungen ergeben sich daraus für eine WfbM?
Werkstätten sollen sich zu durchlässigen Zentren für Rehabilitation und Arbeit weiterentwickeln. Dafür benötigt man ein qualifiziertes Integrationsmanagement, das den Werkstatt-Beschäftigten gezielt auf den Einstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereitet und geeignete Praktika- und Arbeitsstellen in erwerbswirtschaftlichen oder öffentlichen Unternehmen findet. Die ambulante Begleitung der Menschen mit Behinderung auf diesem Weg wird daher zu einem elementaren Bestandteil der modernen WfbM. Gleichzeitig muss sich die WfbM vermehrt den Menschen mit Behinderung mit hohen Unterstützungsbedarfen öffnen. Hierzu bedarf es in Baden-Württemberg verbesserter Rahmenbedingungen. Mit dem „Budget für Arbeit“, einer Leistungsform, die seit Anfang des Jahres gegeben ist, den sogenannten „anderen Anbietern“ und der Möglichkeit in „Inklusionsbetrieben“ zu arbeiten, will der Gesetzgeber eine Lücke zur individuellen Teilhabe am Arbeitsleben schließen. Dadurch wird die Durchlässigkeit in Richtung ersten Arbeitsmarkt gestärkt und die Wunsch- und Wahlmöglichkeiten für die WfbM-Beschäftigten erhöht.
Da immer häufiger personalkostenintensive Tätigkeiten ins Ausland verlagert werden, muss eine WfbM heute neue Schritte wagen. So können beispielsweise innerhalb der Werkstatt neue Partnerschaften entstehen, wie im Arbeitsintegrationsprojekt (AIP) in Wangen geschehen: Dort arbeiten inzwischen Mitarbeiter der Firma Colorus aus Amtzell, Auszubildende des Berufsbildungswerks Adolf Aich der Stiftung Liebenau und die Werkstatt-Beschäftigten Hand in Hand.
Durch die Veränderungen in unserer Erwerbslandschaft (Automatisierung, Digitalisierung, Globalisierung) wird es auch eine Hinwendung zu mehr dienstleistenden Tätigkeitsfeldern geben.
Der berufliche Bildungsbereich, der sich bereits eigenständig gut entwickelt hat, wird den Fokus vor allem auf Teilqualifizierungen, Übergänge zu Ausbildungen und lebenslanges Lernen legen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Liebenauer Arbeitswelten?
Insgesamt betrachtet sind die Liebenauer Arbeitswelten gut aufgestellt. Wir haben eine Vielfalt an Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten und können so den individuellen Wünschen und Möglichkeiten der Menschen mit Handicap Rechnung tragen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben eine große fachliche Kompetenz in der Begleitung und Förderung auch von Menschen mit Behinderungen, die einen hohen Hilfebedarf haben. Unsere klassischen Werkstätten werden wir vermehrt, ähnlich dem AIP, für andere Nutzer öffnen. Wir werden in absehbarer Zeit die Thematik „Inklusionsbetrieb“ und „andere Anbieter“ umsetzen. Das Angebot des derzeitigen Job Coaching wird sich vermehrt um das Integrationsmanagement kümmern und die notwendige Begleitung sicherstellen. Die Teilhabe am Arbeitsleben im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention wird sich mehr und mehr in den Gemeinden und den dort ansässigen Unternehmen wiederfinden.
Multimedia-Reportage
Im Berufsbildungsbereich (BBB) der Stiftung Liebenau machen junge Menschen mit Einschränkungen die ersten Schritte ins Berufsleben. An wen sich das Angebot richtet, welche Bereiche es dort gibt und wer die jungen Leute sind, erfahren Sie in unserer Pageflow.
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Revolutionär: Werkstatt-Start vor 50 Jahren
1968 war ein besonderes Jahr. Auch für die Stiftung Liebenau, und ganz besonders für die Menschen mit geistigen Behinderungen, die hier lebten. Damals startete die Werkstatt in Liebenau mit Industriearbeit – ein erster Schritt zur Teilhabe am Arbeitsleben. Drei Werkstatträger innerhalb der Stiftung Liebenau bieten heute eine Vielzahl von Aufträgen: Pflege von öffentlicher Grünflächen, Brennholzservice, Verpackungs- und Kommissionierungstätigkeiten für Kunden aus dem näheren und weiteren Umkreis, Bedienung des Tunnelfinishers in der Liebenauer Wäscherei, um nur einige Beispiele zu nennen.
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Ein Paradigmenwechsel war die Einrichtung der ersten Werkstatt insofern, als dass Menschen mit Behinderung zuvor ausschließlich im Rahmen der Eigenversorgung in Land- und Hauswirtschaft beschäftigt wurden. Die Werkstatt gab ihnen aber dann erstmals die Möglichkeit der Teilhabe an wirtschaftlicher Produktivität und an einem geregelten Arbeitsleben. Dabei verstehen sich die Werkstätten seit Beginn sowohl als Produktionsstätte mit hohen Qualitätsanforderungen als auch als Förderstätte. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind einerseits „Erfinder“ von hilfreichen Konstruktionen und andererseits Trainier und Anleiter.
Die 2000er: im Zeichen der UN-BRK
50 Jahre Liebenauer Arbeitswelten bedeuten auch laufende Neuentwicklungen und Veränderungen. Am ersten Werkstattstandort in Liebenau wurde 2006 eine modernisierte Werkstatt in Betrieb genommen. Sie bietet ein Hochregallager und Raum für 14 Arbeitsgruppen für heute rund 160 Beschäftigte. Es entstanden ein Pausenraum für Mitarbeiter und Beschäftigte, zwei Ruheräume und ein helles Klassenzimmer. Zudem gibt es seit 2002 in Liebenau einen zentral gesteuerten Berufsbildungsbereich. „Hier werden junge Menschen für ihr Berufsleben fit gemacht“, erklärt Stefan Fricker. Theorie und Praxiseinsätze in verschiedenen Bereichen bieten ihnen fundierte Kenntnisse und die Möglichkeit, sich über ihr künftiges Arbeitsfeld klar zu werden.
Teilhabe im Betrieb
Ein weiterer Meilenstein war die Eröffnung des Arbeitsintegrationsprojektes (AIP) im interkommunalen Gewerbegebiet Wangen-Schauwies im Februar 2007. Das moderne Logistikzentrum mit einem Hochregallager für 2500 Palettenplätze bietet Arbeitsplätze für mehr als 80 Menschen mit Behinderungen. Ursprünglich war die Firma Ciret Holdings wichtiger Kooperationspartner. Das Verpacken und die Kommissionierung von Malerwerkzeugen eigneten sich bestens für aufgegliederte Arbeitsschritte. Inzwischen ist das Unternehmen ins Ausland abgewandert. Die Lücke wurde aber mit anderen anspruchsvollen Aufträgen gefüllt. Die Firma Colorus in Amtzell, die den internationalen Markt mit Profi-Malerbedarf bedient, hat ihre gesamte Lagerlogistik inklusive Team ins AIP verlegt und integriert. Zusammen mit Werkstatt-Beschäftigten und Auszubildenden des Berufsbildungswerks Adolf Aich der Stiftung Liebenau kommissionieren sie die georderte Ware.
Im Spannungsfeld des Arbeitsmarktes
Mit der Dezentralisierung – gefordert durch die UN-Behindertenrechtskonvention – stehen auch die Werkstätten vor Herausforderungen: Menschen mit Behinderungen sollen dort arbeiten können, wo sie leben. Allerdings geht der Trend von Unternehmen dahin, dass sie personalkostenintensive Tätigkeiten verstärkt ins günstigere Ausland verlagern. Das sind aber gerade die Arbeiten, die von Menschen mit Behinderungen gut übernommen werden könnten. Neue Lösungen waren und sind laufend gefragt.
Vielfalt an Tätigkeiten
Deshalb entwickeln die Liebenauer Arbeitswelten immer wieder neue Tätigkeiten, die auf dem Markt aktuell nachgefragt werden. So bietet etwa die Datenarchivierung am Standort Liebenau anspruchsvolle Tätigkeiten für die Beschäftigten und eine papierarme Verwaltung für die Kunden. Manche Gruppen oder Einzelarbeitsplätze wurden in Betriebe verlegt, wie etwa in der Brauerei Härle an der Abfüllanlage oder beim Ravensburger Verlag. Auch die Kreativität kommt nicht zu kurz. Seit 2010 malen in der Kreativwerkstatt in Rosenharz Menschen mit höherem Unterstützungsbedarf unter Anleitung einer Kunsttherapeutin im Rahmen des Förder- und Betreuungsbereichs (FuB). Ihre Werke werden vielfach in Ausstellungen in unterschiedlichen Städten und Gemeinden gezeigt, Kooperationen mit Schulen und der Hypo-Vereinsbank sorgen für gesellschaftliche Teilhabe der Künstler. In vielen Förder- und Betreuungsgruppen der Liebenauer Arbeitswelten entstehen handgefertigte kreative Produkte wie Postkarten, Holzprodukte oder Gartenaccessoires, die als Unikate in den Verkauf gehen.
Seit 2011 bieten die Liebenauer Arbeitswelten auch in Villingen-Schwenningen Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Das Besondere an „Arbeit inklusive“: Alle Arbeitsplätze sind in Unternehmen am allgemeinen Arbeitsmarkt, vom Getränkemarkt über die Tafel bis hin zum Hausmeisterdienst. In momentan fünf Gemeinden erhalten Menschen mit höherem Unterstützungsbedarf eine verlässliche Tagesstruktur in so genannten Bildungs-, Begegnungs- und Förderstätten.
Arbeitswelt 2018
Mit Hilfe sogenannter Jobcoaches gelingt es zunehmend, Menschen mit Behinderungen in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes unterzubringen. Dabei werden Beschäftigte wie Arbeitgeber von Fachkräften begleitet. 50 Jahre nach der Gründung der „Werkstatt für Menschen mit Behinderung“ wurde jüngst in Ravensburg der moderne Förderbereich „KuBiQu – Kunst – Bildung – Qualifizierung“ für Menschen mit intensivem Unterstützungsbedarf eröffnet, unter einem gemeinsamen Dach mit modernen Unternehmen aus Innovation, Technologie und Kreativwirtschaft. So sieht Produktivität und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Unterstützungsbedarf im Jahr 2018 aus.
Fotostrecke Arbeitswelten










Arbeit, die sich sehen lassen kann
Kaum jemand bemerkt die Zigarettenstummel in den Fugen der Pflastersteine. Haben sie sich erst in ihrer Nische zwischen den Bodenplatten zurechtgefunden, verschmelzen sie mit ihrer Umgebung. Am Bahnhofsvorplatz in Leutkirch ist das nicht anders als an jedem anderen Ort, den Menschen eilig passieren. Und doch scheint hier ein intaktes Kräfteverhältnis zu herrschen: zwischen denen, die ihre Kippen achtlos wegschnippen und denen, die sie sorgsam wieder auflesen. Franz Beigger ist einer dieser Wächter über das Gleichgewicht. Der Mitarbeiter der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) sorgt hier im Auftrag der Stadt Leutkirch für Sauberkeit.
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Mit seiner orangefarbenen Arbeitskleidung ist Franz Beigger in der Grünanlage schon von weitem zu sehen. Mehrmals in der Woche greift der 55-Jährige im Bahnhofsareal zu Schubkarre, Besen und Greifzange, leert städtische Mülleimer, befreit die Rasenflächen vom Leergut der Montagstrinker und die Gehwege von den Kippenstummeln der „Schnell-noch-eine-Rauchenden”. Dabei folgt alles einer sorgsam eingeübten Choreographie. Franz Beigger mag diese verlässlichen Abläufe, die Routine gibt ihm Halt. Von Unvorhergesehenem lässt er sich trotzdem nicht aus der Ruhe bringen. Versperrt eine Baustelle den üblichen Weg, hat er sofort eine Alternativroute parat. Als ein ortsfremder Autofahrer anhält, erklärt ihm Franz Beigger den Weg zur Post.
„Wir sind eine feste Größe in der Stadt, für die ansässigen Institutionen ebenso wie für die Bevölkerung. Unsere Arbeit und die Menschen, die sie tun, werden gesehen”, sagt Isabella Burgey-Meinel. Sie leitet in Leutkirch die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, in der Franz Beigger und seine gut 30 Kollegen mit verschiedensten körperlichen und geistigen Einschränkungen einen herausfordernden Arbeitsplatz finden. Gut 95 Prozent der Aufträge, die hier ausgeführt werden, kommen von Unternehmen aus Leutkirch und Umgebung. „Am liebsten vermitteln wir unsere Beschäftigte natürlich auf betriebsintegrierte Arbeitsplätze”, so Burgey-Meinel. Immer mehr Unternehmen und Handwerksbetriebe bieten zudem auch Praktika.
Dass derartige Kooperationsprojekte in Leutkirch gut ankommen, hat eine Vorgeschichte, die in das Jahr 1995 zurückreicht. „Unser offenes Miteinander liegt unter anderem am Haus St. Katharina, das damals mitten in einem Neubaugebiet entstanden ist”, sagt Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. Im Haus St. Katharina, ebenfalls einer Einrichtung der Stiftung Liebenau, leben viele Mitarbeiter der Werkstatt, manche in den anhängigen Außenwohngruppen. „Wenn dort das Sommerfest stattfindet, ist die halbe Stadt auf den Beinen. Andersherum zieht es die Bewohner bei Veranstaltungen und Konzerten auch regelmäßig in die Stadt, so wie es eben sein soll”, berichtet OB Henle. Man begegnet sich aber nicht nur zum Feiern, die Leutkircher Bürger kaufen auch ihr Brennholz in der Werkstatt oder geben ihre Altkleider in der Sammelstation ab.
Die Aufgaben in der Werkstatt sind vielfältig. Bei Montagearbeiten mit Holz und Metall, Gartenarbeiten oder dem Verpacken von Waren gibt es viele wichtige Handgriffe zu tun. Jeden Morgen werden die Jobs für den Tag neu eingeteilt, dann geht es zu wie in einem Auktionshaus. Damit niemand durcheinander kommt, werden Fotos eines jeden Mitarbeiters an einer Magnetwand dem ausgewählten Arbeitsbereich zugeordnet. Franz Beigger sieht dem aufgeregten Treiben aus sicherer Entfernung zu, er hat sich bereits in verschiedenen Bereichen ausprobiert und seine Lieblingsdisziplinen gefunden. Am Nachmittag geht er in die Härle-Brauerei. Dort erwartet Braumeister Markus Dessecker bereits den WfbM-Arbeitstrupp. „Da kommen Leute zu uns, die sich in unserer Brauerei auskennen, die wissen, wo sie sich bewegen können und wo sensible Bereiche sind”, sagt Dessecker. Als er vor gut einem Jahr bei Härle anfing, war die Kooperation mit der WfbM zwar längst etabliert, für ihn persönlich jedoch eine ganz neue Erfahrung. „Man kennt es ja, dass Aufträge vergeben werden. Aber die Leute in den Betrieb zu integrieren, ist doch viel sinnvoller, so profitieren beide Seiten davon”, meint Dessecker. Franz Beigger und seine Kollegen werden hier bei der Sortierung von Leergut und in der Abfüllung eingesetzt. Vieles mag automatisiert sein, an den neuralgischen Stellen braucht es jedoch aufmerksame Menschen. „Einen Großteil der Aufgaben erledigen unsere WfbM-Beschäftigten inzwischen selbstständig. Mit der Qualität der Arbeit sind wir sehr zufrieden”, sagt der Braumeister.
Gerade diesen Aspekt mehr in den Fokus zu stellen, ist eines der großen Anliegen von Isabella Burgey-Meinel. „Wir möchten in der Region als leistungsfähiger, zuverlässiger und flexibler Geschäftspartner wahrgenommen werden. Derzeit sind wir auf einem sehr guten Weg”, sagt die Leiterin der WfbM. Das liegt nicht zuletzt an Menschen wie Franz Beigger. Ein abwechslungsreiches Arbeitsumfeld gefunden zu haben, das ihn fordert, ohne ihn zu überfordern, macht auch ihn zufrieden. Da darf man sich nach Feierabend dann selbst mal eine kleine Raucherpause gönnen. Den Zigarettenstummel achtlos wegzuschnippen kommt für ihn allerdings nicht in Frage.
Porträt: "Mir gefällt es hier zu arbeiten"
Wer Alexander Haisch sucht, findet ihn im Hochregallager – zwischen Paletten mit Bier und Radler. Nach und nach sollen die vielen Flaschen in Kundenaufsteller oder in Sechser-Gebinde sortiert werden. „Die Arbeit mache ich gerne“, sagt er. Er ist einer der 160 Beschäftigten der Gallus-Werkstatt in Liebenau, die zu den Liebenauer Arbeitswelten gehört.
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„Ich habe mit 21 Jahren angefangen zu arbeiten“, erzählt der heute 45-Jährige. Er kann also einiges erzählen. Da waren Ritterburgen zu kleben oder Zeppelin-Zahnräder zu verpacken. Im Trainingsbereich, dem heutigen Berufsbildungsbereich, war er auch in der Autowerkstatt im Einsatz oder hat zusammen mit den anderen Teilnehmern Holzschalen für Obst, Schaukelpferde, Giraffen oder Eidechsen gedrechselt. Auch bei der Aufbereitung von Brennholz im Liebenauer Holzhof und in der ehemaligen Bäckerei hat er gearbeitet. Wenn Alexander Haisch von all dem erzählt, lächelt er. „Mir macht es Spaß, hier zu arbeiten“, sagt er immer wieder.
Viele Stationen
Nach dem Trainingsbereich arbeitete Alexander Haisch etwa fünf Jahre bei der Liebenau Service in der Wäscherei. Aufgrund seiner Rückenprobleme wechselte er im Jahr 2000 in die Gallus-Werkstatt. Hier bestückt er zum Beispiel Sixpacks mit verschiedenen Biersorten der Brauerei Leibinger. Am gestanzten Deckel der Gebinde liest er die jeweilige Position für die entsprechende Sorte ab. Zwischendurch prüft er auch Paletten und falls nötig, klopft er überstehende Nägel rein. Und was ist mit dem Rücken? Haisch winkt ab. Sein Kollege entlastet ihn.
Den Produkten auf der Spur
Wenn er nicht im Lager Bier konfektioniert, bearbeitet er mit seiner Arbeitsgruppe „hard bags“ für Fahrräder. Von den Aufträgen des regionalen Unternehmens Vaude schwärmt Alexander Haisch ohnehin. Auch davon, dass er das Unternehmen schon besichtigt hat. Die Besucher konnten den Näherinnen und Nähern über die Schultern schauen, erfuhren wie Jacken und Rucksäcke unter der Dusche auf Wasserfestigkeit geprüft oder wie Stoffe unter Zug auf ihre Reißfestigkeit getestet werden. Das hat ihn nachhaltig beeindruckt. Und auch, dass ihn die Geschäftsführerin Antje von Dewitz persönlich und per Handschlag begrüßt hat. „Das war schön“, sagt er.
Umzug war aufwändig
Die Umzüge in die schrittweise modernisierte Werkstatt in Liebenau erlebte Alexander Haisch ebenfalls. Er sei froh gewesen, als diese Phase abgeschlossen war. „Von der alten in die neue Werkstatt umzuziehen, war richtig stressig. Es gab viel aufzuräumen und zu putzen.“ Dass dann nach dem Einzug im Jahr 2006 alles wieder seinen Platz und seine Ordnung hatte, empfand er als Wohltat.
Arbeit und Engagement
Im Frühjahr ist er in den Werkstattrat nachgerückt. Darauf ist er stolz. Das Gremium ist wichtiger Ansprechpartner für die Beschäftigten. Zum Beispiel, wenn es zwischen Mitarbeitern und Beschäftigten nicht rund läuft oder wenn sich Rollstuhlfahrer eine besondere Halterung in der Toilette wünschen. Mehr will er über diese Aufgabe nicht erzählen, hat er sich bei seinem Engagement doch zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Glückliches Privatleben
Privat ist auch alles bestens. 2010 – am 25. Dezember, seinem Geburtstag – hat er sich mit seiner Freundin Tanja Schmidt verlobt. Beide leben seit zwei Jahren im neuen Wohnhaus der Stiftung Liebenau in Meckenbeuren-Brochenzell. Und wieder sagt er: „Das ist schön.“
Ein Tag in den Liebenauer Arbeitswelten
Einen Tag lang vom Fernsehen begleitet zu werden - das ist schon eine Herausforderung. Unsere Beschäftigten Johanna Stumpfögger und Peter Böhringer haben sie im Jahr 2016 angenommen. Mit einem Kamerateam von Regio TV machten sie Station an den verschiedensten Bereichen, in denen Menschen mit Behinderungen ihrer Beschäftigung nachgehen.
Ausbildung in den Regalschluchten des AIP
Mittendrin im Gewerbegebiet Geiselharz-Schauwies zwischen Amtzell und Wangen im Allgäu liegt das Arbeitsintegrationsprojekt (AIP) der Liebenauer Arbeitswelten. Hier finden nicht nur Werkstatt-Beschäftigte der Liebenau Teilhabe einen Arbeitsplatz. Das moderne Hochregallager des AIP ist auch Ausbildungsstätte für angehende Fachkräfte aus dem Berufsbildungswerk (BBW) der Stiftung Liebenau.
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Kartons, Paletten, Wägen und Container, soweit das Auge reicht. Fast zehn Meter hoch strecken sich die mächtigen Regale zur Hallendecke hin. Und alles lagert an seinem richtigen Platz, auch im langen Gang zwischen den Regalreihen Nummer sieben und acht. 146-A steht hier auf einem der roten Aufkleber in Augenhöhe. 146-A steht auch auf dem Zettel, den Eric E. in der Hand hält. Eric macht im BBW eine Ausbildung zum Fachlageristen, ist gerade im zweiten von drei Lehrjahren. Er ist einer von derzeit 20 Azubis, die hier im Hochregallager des AIP ihren späteren Job von der Pike auf lernen. Und das unter absoluten Praxisbedingungen.
Echte Aufträge als optimales Übungsfeld
„Unser Ansatz ist es, hier echte Aufträge zu bearbeiten“, erklärt Isabella Burgey-Meinel, Leiterin Standorte Allgäu der Liebenauer Arbeitswelten. Das heißt für Eric und seine Kollegen: Sie kümmern sich um echte Logistik-Jobs für echte Firmen. Hauptauftraggeber ist die Colorus GmbH, ein Unternehmen für Malerbedarf, das seine Produkte im AIP lagert und von dort aus die Belieferung seiner Kunden abwickelt. Das Kommissionieren und Verpacken dieser Sendungen bestimmt den Arbeitsalltag der BBW-Azubis. Und damit haben sie alle Hände voll zu tun: „Pro Woche gehen 800 bis 1.000 Pakete raus“, berichtet Ausbilderin Ursula Büchele. Um die 2000 Artikel der Firma sind hier im AIP auf Lager – vom einfachen Pinsel bis zur hochwertigen Spezialwalze.
Kommissionieren, Prüfen, Verpacken
Zurück zum Regal 146-A. Hier ist das Produkt einsortiert, das Eric mit auf seiner Liste stehen hat: Flachpinsel. 480 Stück sind laut Bestellschein gefragt. Und in einem Karton sind jeweils zwölf Exemplare abgepackt. Ein bisschen Kopfrechnen gehöre dazu, erklärt Eric, während er die Artikel abzählt und anschließend die Position auf dem Zettel abhakt. „Ein guter Lagerist hat immer einen Kugelschreiber dabei“, schmunzelt er und schiebt den Wagen mit der fertig zusammengestellten Bestellung in den Nebenraum zur Kontrolle. Hier steht schon ein Colorus-Mitarbeiter, der per Scanner die Lieferung checkt und grünes Licht gibt: Alles in Ordnung! Weiter geht’s. Nächste Station, nur wenige Meter weiter: die Verpackung.
Ab in den Post-Container
Es ist kurz nach der Mittagspause, und noch liegt hier ein zentimeterhoher Stapel mit Lieferscheinen in der To-do-Ablage, mit dabei auch der eben von Eric kommissionierte Auftrag. „Das schaffen wir bis zum Feierabend“, bleibt Ursula Büchele gelassen, während BBW-Azubi Ahmet S. gerade eine weitere Sendung fertig macht. „Die Azubis entscheiden selbst, welches Kartonformat am besten passt“, sagt die Ausbilderin. Verpacken, Adressaufkleber drauf und ab in die große Box für den Paketzulieferer. „Fast wie ein Tetris-Spiel“, lacht Büchele, müssen die unterschiedlich großen Päckchen und Pakete doch möglichst ohne große Lücken und rutschsicher in dem Container gestapelt werden. Auch das gehört zum Fachlageristen-Job dazu.
Immer etwas zu tun
Solche Echtaufträge sind ein großer Pluspunkt für eine gute Ausbildung und eine optimale Vorbereitung auf den späteren Beruf. Die Jugendlichen erfahren schon jetzt, auf was es in ihrem Job ankommt, sie bekommen bei Fehlern umgehend Feedback, und sie werden schon mal mit der einen oder anderen Stresssituation konfrontiert. „Auch damit muss man umgehen können“, sagt AIP-Leiterin Isabella Burgey-Meinel. Und durch die feste Kooperation mit Colorus gibt es stets etwas zu tun:„Wir haben hier immer Arbeit und kaum Leerzeiten“, sagt Ausbilderin Büchele.
Wichtiges Papier: der Gabelstaplerschein
Während der 19-jährige Ahmet und seine Kollegen ein Paket nach dem anderen schnüren, sind die anderen Azubis im Hochregallager noch mit dem Heraussuchen der Ware beschäftigt. Aber wo stecken bloß die Gabelstapler? „Wenn kommissioniert wird, müssen die Gänge freibleiben“, erklärt Isabella Burgey-Meinel und zeigt auf das Schild mit den offiziellen Staplerverkehrszeiten. Auch hier gibt es klare Regeln. Erst in einer halben Stunde sind die Fahrzeuge wieder im Einsatz. Um diese bedienen zu dürfen, müssen die Azubis erst einen Gabelstaplerführerschein machen. Eric hat wie die meisten der Azubis diesen „Fahrausweis für Flurförderzeuge“ bereits in der Tasche.
High-Tech-Stapler
Darüber hinaus bietet das BBW seinen Teilnehmern auch die Möglichkeit, im Zuge ihrer Ausbildung die Erlaubnis zum Steuern eines Schubmaststaplers zu erwerben. Mit diesen hochmodernen, über Kamera und Bildschirm gesteuerten Fahrzeugen kann man Paletten auch in den höchsten Regalebenen ein- und ausladen. Sowas macht sich natürlich gut in der Bewerbungsmappe bei der Jobsuche. „Jeder, der so einen Schein hat, hat es draußen leichter“, weiß Max Sticher. Er arbeitet im AIP zwar als Lagerist in Diensten der Liebenau Teilhabe, ist aber auch regelmäßig mit den BBW-Azubis in Kontakt und hilft ihnen mit seinem Know-how.
„Keine Berührungsängste“
Auch sonst ist das AIP ein Ort der Begegnungen. So arbeiten die jungen Auszubildenden aus dem BBW mit den Werkstattbeschäftigten der Liebenau Teilhabe hier unter einem Dach. Man trifft sich in den Hallen oder in der Kantine, die auch Gästen von außerhalb offensteht. „Keine Berührungsängste“ gebe es zwischen den BBW-Azubis und den Menschen mit Behinderungen, berichtet Ursula Büchele. Man greift sich gegenseitig unter die Arme, hilft sich. Und so profitieren beide Seiten. Die klar strukturierte Arbeit im Lager, der Umgang mit Zahlen und Listen, das alles komme übrigens gerade auch Menschen mit Autismus bei der Berufswahl entgegen. Deshalb liege der Anteil dieser Jugendlichen bei den Lager-Azubis im AIP bei über 50 Prozent, berichtet Ursula Büchele. Oft genüge diesen schon ein Blick auf die Produktnamen, um zu wissen, zu welchem Regal sie müssen: „Mit der Zeit kennen unsere Autisten die Artikel in- und auswendig“, sagt die Ausbilderin.
Erst Ravensburg, dann Geiselharz-Schauwies
Ihre „Grundausbildung“ durchlaufen die angehenden Fachlageristen am Hauptsitz des Berufsbildungswerkes in Ravensburg und lernen dort in ihren ersten Monaten wichtige Basics in Sachen Arbeitssicherheit und Fachtheorie. Danach geht es ins AIP. Die Arbeitswege sind ganz unterschiedlich. Manche Azubis wohnen im Außenwohnheim des BBW im nahen Wangen. Für andere Pendler heißt es: früh aufstehen. Aber auch das sei eine gute Vorbereitung auf den späteren Berufsalltag, heißt es im AIP. Für Eric, der in einer Ravensburger Wohngruppe des BBW lebt, klingelt morgens um zehn vor sechs der Wecker. Mit dem Bus – und einmal umsteigen – geht’s dann zum AIP.
„Ich bin sehr zufrieden“
Wie es ihm dort geht? „Ich find’s hier echt toll“, sagt der 22-Jährige. Die Arbeit im Hochregallager fasziniert ihn, und auch die ganzen Logistikprozesse beim Online-Versandhandel. Was ihm bei seinem Job am meisten gefällt? „Ich fühle mich beim Kommissionieren sehr wohl, aber ab und zu Verpacken macht auch Spaß.“ Auch mit dem Drumherum im BBW – wo er auch den Berufsschulunterricht besucht – passt für ihn alles. „Ich bin schon sehr zufrieden“, sagt Eric. Und da er die Förderung, die er vom Berufsbildungswerk in der Ausbildung bekommt, auch brauche, findet er: „Gut, dass es so eine Einrichtung gibt!“
Betriebsintegrierter Arbeitsplatz sorgt für Inklusion
Ramona P. ist glücklich. Im Haus der Pflege St. Josef in Meckenbeuren-Brochenzell hat sie ihren Traumarbeitsplatz gefunden. Das Besondere daran: Die unbefristete Stelle wurde ihr im Rahmen des Jobcoachings als betriebsintegrierter Arbeitsplatz quasi auf den Leib geschneidert. Formal handelt es sich um einen Werkstattarbeitsplatz für Menschen mit Behinderungen (WfbM), gefühlt ist Ramona P. auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig.
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Betten machen und frisch beziehen, Nachtkästchen reinigen, den Tisch decken, Essen austeilen und Kaffee kochen, Pflegekräfte unterstützen, zum Beispiel beim Waschen einer Bewohnerin oder beim Toilettengang – all das gehört zu den Tätigkeiten, für die Ramona P. im Haus St. Josef zuständig ist. „Ich arbeite sehr gern hier“, sagt die 30-Jährige, die vor drei Jahren mit einem mehrmonatigen Praktikum hier begonnen hat. „Ich helfe gern, und die Bewohner geben mir so viel zurück.“ Außerdem sei jeder Arbeitstag anders.
Jobcoach als Ansprechpartner
Durch ihre Arbeit als Stationshilfe, einfache, aber zeitintensive Routineaufgaben, entlastet Ramona P. die Mitarbeiterinnen im Haus St. Josef. Ihr Arbeitsplatz mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 32,5 Stunden orientiert sich an ihren Fähigkeiten und nicht an einem bestimmten Berufsbild oder Schulabschluss. Möglich wäre im Haus St. Josef auch eine Tätigkeit als Küchenhilfe oder als rechte Hand des Hausmeisters. Unterstützt wird Ramona P. von Jobcoach Nadja Gauß von den Liebenauer Arbeitswelten der Stiftung Liebenau. „Anfangs habe ich sie engmaschig begleitet, inzwischen komme ich in der Regel nur alle 14 Tage vorbei“, berichtet Nadja Gauß. Als Mittlerin zwischen Arbeitgeber und Beschäftigter ist sie für beide Seiten Ansprechpartnerin. „Zum Beispiel bei Urlaubsabsprachen und individuelle Vereinbarungen. Ich bin aber auch da, wenn es Probleme gibt.“
Unternehmen zahlt nach Leistung
Wie jeder Arbeitgeber, der einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz zur Verfügung stellt, bezahlt das Haus St. Josef nach Leistung. „Die Bezahlung liegt zwar unter dem gesetzlichen Mindestlohn, schafft für die Menschen aber Inklusion durch Arbeit und nimmt den Leistungsdruck, der normalerweise auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt herrscht“, erläutert Nadja Gauß. In regelmäßigen Abständen werde die Leistung überprüft und die Bezahlung entsprechend vereinbart.
Im Team fühlt sich Ramona P. voll und ganz integriert. Dies bestätigen auch die Rückmeldungen ihrer Vorgesetzten. Bei Weihnachtsfeiern, Festen und Ausflügen ist sie mit von der Partie. „Auch an internen Fortbildungen wie Sturzprophylaxe oder Basics in der Pflege habe ich schon teilgenommen“, erzählt die junge Frau voller Stolz. In Tettnang lebt sie in ihrer eigenen Wohnung und wird zweimal pro Woche von Mitarbeitern des Ambulant betreuten Wohnens der Liebenau Teilhabe bei der Organisation ihres Alltags unterstützt.
Mehr zum Jobcoaching
Erfolgreich in den ersten Arbeitsmarkt
Seit Juni ist Michael Babboni ganz offiziell bei der Firma Firma LTS Licht & Leuchten GmbH in Tettnang beschäftigt. Auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt unterstütze ihn Jobcoach Nadja Gauß. Die ganze Geschichte gibt es hier.
Kontakt
Jobcoaching der Liebenauer Arbeitswelten
Danja Gründler
Gartenstraße 25
88212 Ravensburg
Telefon: 0751 366027-18
E-Mail: danja.gruendler@stiftung-liebenau.de
Die guten Geister hinter den Kulissen
Ein ganz normaler Freitagmorgen im Ravensburger Spieleland. Während die potenziellen kleinen Besucher des beliebten Freizeitparkes wahrscheinlich gerade am Frühstückstisch sitzen, herzhaft in ihr Brötchen beißen und überlegen, welches Fahrgeschäft nachher als Erstes erobert wird, herrscht im Spieleland alles andere als die Ruhe vor dem Sturm.
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An allen Ecken und Kanten wird gefegt, gemäht, gehämmert und geputzt. Eifrige Mitarbeiter sorgen dafür, dass sich das größte Spielzimmer der Welt in wenigen Stunden wieder von seiner besten Seite präsentieren wird. Es sind diese Arbeiten im Verborgenen, die nur auffallen, wenn sie nicht erledigt werden. Dazu gehört etwa das Aufsammeln und Beseitigen von Müll. Davon produzieren die zahlreichen Besucher des Parks so einigen. Nicht jeder Trinkbecher oder jedes Eispapier landet dabei in einem der bereitgestellten Mülleimer. Doch auch diese quellen nach einem langen Spieletag irgendwann über.
Gärtnern, Bauen, Aufräumen
Und hier kommen die Garten- und Landschaftsbauer der Stiftung Liebenau ins Spiel. Das Team aus Menschen mit Behinderung und Fachkräften ist nicht nur für gärtnerische und bautechnische Arbeiten zuständig, sondern kümmert sich auch um die Sauberkeit im Spieleland. Insgesamt sind im Park zehn bis elf Fach- und Hilfskräfte ganzjährig beschäftigt, davon zwei bis drei auf betreuten Arbeitsplätzen. In der Saison sind je nach Arbeitsanfall elf bis 18 Personen im Einsatz, davon fünf bis zehn betreute.
An diesem sonnigen Freitagmorgen sind sieben Hilfskräfte zusammen mit ihrer Betreuerin, der WfbM (Werkstätten für behinderte Menschen)-Beauftragten Marianke Harras unterwegs. Sie sind die Müllsammlertruppe, die montags und freitags, in der Hauptsaison auch öfter, für die Leerung der Mülleimer zuständig ist. Ein perfekt eingespieltes Team.
Zwei holen die Müllbeutel aus der Vorrichtung heraus, binden sie zu und stellen sie zur Abholung an den Wegesrand. Ein Mitarbeiter befestigt hoch konzentriert und gewissenhaft neue Müllbeutel an den Mülleimern. Marianke Harras fährt mit weiteren Helfern der Gruppe mit Bulli und Anhänger hinterher und lädt die prall gefüllten Müllsäcke auf. Da sitzt jeder Handgriff.
„Das Spieleland ist ein guter und geschützter Bereich für die Mitarbeiter. Es ist alles immer gleich. Die Routine, das immer Wiederkehrende, ist ganz wichtig. Das gibt ihnen ein ungeheuer sicheres Gefühl“, erklärt Sandra Botkovic. Die Landschaftsgärtnermeisterin ist bei der Stiftung Liebenau für den Bereich Spieleland zuständig und an diesem Morgen mit „unserem Therapiehund“ Alfons bei dem Rundgang mit dabei.
Der quicklebendige Weimaraner-Mischling ist, mal wieder, der heimliche Star. Alle kennen und lieben Alfons. Begeistert tobt er der Gruppe hinterher, lässt sich kurz streicheln, nur um sofort wieder laut bellend loszuschießen und die vergebliche Jagd auf das davonfliegende Entenpärchen fortzusetzen. Die Stimmung innerhalb der Gruppe ist gut und ausgelassen.
Kein Zufall, denn Sandra Botkovic hat im Vorfeld für die richtige Zusammensetzung gesorgt. „Nicht jeder kann mit jedem“, weiß die Fachfrau. Die Arbeit im Spieleland ist bei den Menschen mit Einschränkungen sehr beliebt. „Die Müllrunde – da sagen die wenigsten nein. Die Arbeit hier ist sehr begehrt. Die Menschen machen wertvolle Arbeit. Arbeit, die notwendig ist. Und sie machen sie gerne. Jeder kann hier mitmachen“, erzählt Marianka Harras.
Arbeit an der frischen Luft
Die Arbeitstherapeutin pflegt einen lockeren, aber konsequenten Umgangston mit ihren Mitarbeitern. "Feuerwehr? Labyrinth? Bauernhof?", checkt sie kurz die Lage. "Alles erledigt", kommt postwendend die Antwort. "So, die Säcke da vorne noch, Jungs", ruft sie, bevor es mit dem Anhänger Richtung Müllpresse geht. "Die Arbeit hier draußen im Grünen macht mir Spaß. Ich war mal in der Halle und habe denen beim Arbeiten zugeguckt. Das wäre nichts für mich. Ich will raus"," berichtet ein Mitarbeiter. "Die Arbeit ist super. Ich bin viel lieber draußen an der frischen Luft", pflichtet ihm seine Kollegin bei und auch sie erhält zustimmendes Kopfnicken von den anderen.
Nach getaner Arbeit geht es zum Vespern in den Aufenthaltsraum. "Wir hatten heute weniger Müll als sonst. Nur einen Hänger voll. Sonst haben wir zwei", stellt ein Arbeiter fest. Angesichts der guten Wetteraussichten für das lange Wochenende dürfte sich das bei der nächsten Tour wieder ändern.
Markdorf: Zwei Träger – eine Werkstatt
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An manchen Ecken in der Daimlerstraße 10 in Markdorf herrscht Durcheinander: Der Einzug ist noch nicht komplett abgeschlossen. Dennoch läuft die Arbeit der Beschäftigten der Liebenauer Werkstätten und der Klienten der Sprungbrett-Werkstätten im Normalbetrieb. Sie arbeiten nebeneinander und miteinander. In Kooperation.
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30 Beschäftige der Liebenauer Arbeitswelten und 20 Klienten der Sprungbrett-Werkstätten kommen hier täglich zur Arbeit. Viele von ihnen wohnen in Markdorf und Umgebung und genießen den kurzen Arbeitsweg. „Wir begreifen uns hier im Haus als eine Werkstatt“, sagt Matthias Grupp von den Liebenauer Arbeitswelten, und Martin Hahn von den Sprungbrett-Werkstätten stimmt zu. Seit 2011 arbeiten die Träger zusammen, mit dem Umzug in die größeren Räumlichkeiten in der Daimlerstraße bekommt die Zusammenarbeit einen neuen Rahmen.
Spezialisten unter sich
Bisher bearbeitet jeder Auftragnehmer in erster Linie seine jeweiligen Aufträge. Die Sprungbrett-Werkstätten, die ihren Sitz in Kisslegg und Außenstellen in Bermatingen und Markdorf haben und Menschen mit psychischer Erkrankung begleiten, sind eher spezialisiert im Bereich Industriemontage, Kabelkonfektionierung und Verzinnung von Kabeln. In den Werkstätten der Liebenauer Arbeitswelten bearbeiten Menschen mit geistigen Behinderungen viele Kommissionierungsaufträge und Aufträge in der Metallbearbeitung. Auch funkenfreie Wachsfackeln werden hier hergestellt.
Gemeinsam am Großauftrag
Ab Herbst geht die Kooperationsarbeit in eine neue Runde. Dann wird ein großer Auftrag erstmals gemeinsam von Anfang bis Ende zusammen von beiden Unternehmen geplant und bearbeitet. Für alle Beteiligten eine neue Erfahrung und „hochspannend“, wie sowohl Grupp, als auch Hahn zu verstehen geben. Damit sie gelingt, teilen sich die Partner im Gebäude verschiedene Räume: ein Multifunktionsbüro für die begleitenden Sozialdienste und die Leitungen sowie Schulungsräume. Die Kantine, die für etwa 50 Personen ausgerichtet ist, wird ebenfalls gemeinsam genutzt. Hinzu kommen Räume, die jedes Unternehmen für sich beansprucht. Kooperationsbesprechungen dienen dem regelmäßigen Austausch.
Abwechslungsreiche Arbeit nahe dem Wohnort
Die beiden Träger können durch den Zusammenschluss umfangreiche Aufträge in einem breiten Aufgabenspektrum bewältigen. Für potenzielle Auftraggeber ein großes Plus. Die Verantwortlichen hoffen auf mehr Kunden aus der näheren Umgebung.
Ein guter Tag ist ein Tag mittendrin
Marlene Kriszke wohnt in Liebenau. Ihre Haare sind blond, ihre Augen blau. Sie wirken ausgesprochen lebendig: Offenbar nehmen sie vieles wahr, was in ihrer Umgebung passiert. Wie es ihr dabei geht, erzählt meist ihr Gesichtsausdruck. Manchmal ihre Gesten. Mit Worten kann Marlene Kriszke sich nicht mitteilen. Die durch ihre Behinderung stark eingeschränkte Frau verbringt den Tag im Förder- und Betreuungsbereich (FuB) der Stiftung Liebenau, zusammen mit neun Beschäftigten und zwei Mitarbeitern. Marlene Kriszke ist mittendrin.
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Eine Betreuerin holt die 32-Jährige im Rollstuhl am Morgen ab, meist gemeinsam mit anderen FuB-Beschäftigten. Kommen sie um 10 Uhr auf der Wohngruppe an, kann es sein, dass Marlene Kriszke schon mehrere leichte epileptische Anfälle hatte. Für den Rückweg zum FuB lässt sich die kleine Gruppe etwas Zeit. Bisweilen geht es noch ins Liebenauer Landleben, um Kleinigkeiten einzukaufen: Zutaten für Waffeln, Obst und Gemüse für eine Zwischenmahlzeit der FuB-Gruppe.
Reize für alle Sinne
Nach der Begrüßung im FuB hebt ihre Betreuerin sie mit dem Lifter in das Pflegebett. Dazu braucht sie die Hilfe einer Kollegin, denn Marlene Kriszke kann ihren Kopf nicht eigenständig halten. Das Bett steht zentral in der Beschäftigungsgruppe, wo tagsüber zehn Menschen betreut und gefördert werden. Darüber hängt ihr persönlicher Sinnesbaum. Mit eigenen Bewegungen verschafft sie sich anregende Reize, bringt die farbenprächtigen Blumen zum Tanzen und die Glöckchen zum Klingen. Manchmal schaut sie auf dem Tablet auch Filme oder Fotos an.
Mittagessen über die Sonde
Bis vor kurzem bekam Marlene Kriszke noch fein passiertes Essen. Sie bevorzugte deftige Gerichte, Nudeln mit Fleisch oder Gemüse. Inzwischen wird sie über eine Sondenpumpe ernährt. Beim Essen wäre die Gefahr zu groß, dass sie sich verschluckt und dadurch eine Lungenentzündung bekommt. Weil sie nicht gut schlucken kann, bekommt sie nach dem Mittagessen Flüssigkeit über die Sonde. Spätestens nach dem anschließenden Wechsel der Windel ist sie erschöpft. Während die anderen nebenan zu Mittag essen, ist es still um sie. Sie kann ihre Mittagsruhe genießen.
Je lebhafter, desto besser
Inzwischen ist es Nachmittag. Die Sonne scheint. Es ist warm. Marlene Kriszke wird im Pflegebett auf die Terrasse geschoben. Ihr Blick folgt den tanzenden Schatten der Laubblätter auf der Markise. Ihre Betreuerin spricht mit ihr und massiert ihr die Hände. Der Duft verschiedener Öle ist zu riechen. Marlene Kriszke scheinen die vertrauten Menschen, Geräusche und Abläufe innerhalb der Beschäftigungsgruppe gut zu tun, aber wer kann das schon mit Sicherheit sagen? Bei zehn Beschäftigten und zwei Mitarbeitern ist immer etwas geboten. Wenn sich zwei streiten, verfolgt sie auch das aufmerksam und interessiert. Je lebhafter, desto besser.
Mittendrin sein
Eine Stunde vor Feierabend muss sich die junge Frau nochmal richtig anstrengen. In einem Stehständer gesichert, soll sie etwa 20 Minuten durchhalten. Das Training hilft die Muskulatur zu erhalten, die aufrechte Haltung zu schulen, eine andere Perspektive einzunehmen und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Marlene Kriszkes Gesicht verrät: Diese Anstrengung ist harte Arbeit. Nicht jeden Tag schafft sie das, abhängig von ihrer Tagesverfassung. Um 16 Uhr holt eine Kollegin der Wohngruppe Marlene Kriszke wieder ab. Die Mitarbeiter tauschen sich kurz aus, die Gruppe verabschiedet sie bis zum nächsten Tag.
Imagefilm Service und Produkte
In unseren Dienstleistungs- und Stiftungsbetrieben arbeiten Menschen mit und ohne Behinderungen Hand in Hand. Unser Imagefilm "Service und Produkte" gibt einen kleinen Einblick hinter die Kulissen.